Logbuch

23.07.2014
11:26

Balearen - Sardinien - Rom

Verglichen mit der Übersegelung von Melilla nach Cabrera (Mallorca) war der Trip von Porto Cristo nach Alghero im Norden Sardiniens (220 sm) fast ein Katzensprung.

Bei guten Wetter- und Windverhältnissen war ich grade mal 40 Stunden unterwegs und habe kurz vor Abenddämmerung die landschaftlich grossartige Bucht von Porto Conte, nordwestlich von Alghero erreicht. Die einzige Abwechslung während der Überfahrt haben mir Delfine beschert, die mich einmal fast 20 Minuten lang begleitet haben. Nordsardinien liegt lediglich etwa 2 Grad nördlicher als die Balearen und trotzdem war der Temperaturunterschied markant spürbar. Trotz Sonnenschein kletterten die Tageshöchstwerte Anfang Mai nur auf kühle 16 bis 18 Grad, wo hingegen auf Mallorca bereits Mitte April 20 bis 22 Grad vorsommerliche Temperaturen anzutreffen waren. Dies dürfte dem Mistral zuzuschreiben sein, welcher oftmals tagelang, kühle Luftmassen aus dem Rhone Tal über den Golf von Lion nach Korsika und Sardinien trägt.

 

Nun hatte ich also drei Wochen Zeit, die Region Südkorsika und Nordsardinien etwas zu erkunden um dann im Juni und Juli einige Segeltörns mit Freunden und Bekannten zu absolvieren. Vorerst wollte ich aber noch im Nordosten Sardiniens das Naturschutzgebiet Isola Asinara im gleichnamigen Golf kennenlernen. Eine wunderschöne naturbelassene Region mit glasklarem Wasser und farbenprächtiger Flora. Jahresbedingt waren die vom Reservat zur Verfügung gestellten Bojenfelder noch komplett unbesetzt und auch kostenfrei. Wer in dieser Region unterwegs ist, sollte unbedingt einen Zwischenstopp im bekannten Burgstädtchen Castelsardo, welches im Südosten des Golfes von Asinara liegt, einlegen – es lohnt sich allemal.

Der Ausgangspunkt für die vorgesehenen Sardinien-Segeltörns sollte jeweils Olbia sein. Dies wegen der direkten Flugverbindungen Schweiz-Sardinien. Die Costa Smeralda bis hin nach Korsika mit dem hübschen Hafenstätchen Bonifacio eignet sich ausgezeichnet für Ein- bis Zweiwochentörns. Der Maddalena Archipel ist mit seinen verstreuten Inseln bis hinauf zu den französischen Inseln Lavazzo und Cavallo landschaftlich ausgesprochen reizvoll. Gleichzeitig lässt dieses Revier, bedingt durch die von Inseln geschützten Wasserstrassen, auch ein Segeln bei Starkwinden ohne allzu hohen Wellen zu. Auch gibt es vorwiegend am Festland unzählige Buchten mit Sandgrund wo man je nach vorherrschenden Winden auch nachts sicher ankern kann. Die Inselwelt bietet wegen der Naturschutzgebiete eher wenige Nachtankerplätze. Hier sollte man die Revierführer zu Rate ziehen. Navigatorisch ist das Revier recht anspruchsvoll, denn durch die Topografie der Inselwelt gibt es, dramatisch ausgedrückt, ziemlich viele kleine und grössere „Beinahe-Inseln“. Allerdings wird diesem Umstand in aktuellen Seekarten (Papier oder elektronisch) absolut Rechnung getragen.

Die Vorsaison in dieser Region, welche bis Anfang Juli geht, möchte ich als Motorsägen-Saison bezeichnen. Die Trimmer und Motorsägen hört man zu Hundert bis weit hinaus in die Buchten. Dafür sind dann aber die Hotelanlagen sehr gepflegt und einladend. Die Architektur dieser vielen Ressorts an der Costa Smeralda unterscheidet sich gegenüber jener von Mallorca in positiver Weise. Anstelle der riesigen Hotelkomplexe (Bunker) in vielen mallorquinischen Buchten, fügen sich hier die Appartementsiedlungen mit landschaftlich angepassten Formen und Farben oftmals fast unsichtbar in die Hügellandschaft ein und selbst als Segler könnte man sich vorstellen hier oder da mal eine Woche Badeurlaub zu verbringen - allerdings, erst ab Juli, denn vorher sind diese Ressorts beinahe menschenleer und wirken überdimensioniert und ausgestorben. Ab zweiter Woche Juli füllt sich dann jedoch die Region mit Touristen, Camper, Skitern, Surfern, Motor- und Segelyachten schlagartig. Ich habe an keinem Ort der Welt so viele Megayachten in Buchten und Häfen gesehen wie hier an der Costa Smeralda.

 

Über die Segeltörns mit Freunden und Bekannten gibt es wie immer keine Inhalte und Bilder. Diese Erlebnisse und Eindrücke bleiben den Beteiligten vorbehalten – mit einer Ausnahme vielleicht, um zu zeigen, dass auch die Bughängematte fleissig genutzt worden ist. (s. Bild).

 

Mitte Juli hiess es Abschied nehmen von Sardinien, um den weiteren Törn-Jahresplan zeitlich auch einhalten zu können. Also, Grossweinkauf in Olbia, ein gutes Wetterfenster abwarten und ab in östlicher Richtung an das italienische Festland, nach Ostia, zum Sport-Yachthafen von Rom. Rom ist eine Reise wert – das ist so, allerdings nicht im Juli unter strapaziösen klimatischen Verhältnissen. Jeden Spätnachmittag habe ich mich nach den täglichen schweisstreibenden Stadtbesichtigungen auf die Heimkehr zu meiner klimatisierten „Anita“ gefreut. Mein neu angefertigtes Moskitogitternetz im Einstiegsbereich hat sich gelohnt. Von aussen sieht man nicht rein, von drinnen sieht man bestens raus und Fliegen, Mücken und Hitze bleiben draussen.

Stichwort – Anita. In ein paar Tagen reise ich für einen Blitzbesuch ins Tessin zu meiner Tochter Anita. Sie ist in der Zwischenzeit nämlich zum zweiten Mal Mutter geworden und ich entsprechend wieder Grossvater. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, als ich am 4. Juli von meinem Schwiegersohn ein SMS erhielt mit dem Inhalt: „dr Dario isch do, meh spöter, Kind und Mama wohl uf“. Das „mehr später“ hole ich mir jetzt persönlich beim Besuch der glücklichen Familie in ihrer Feriendestination im Tessin.

Um die vereinbarten Törns in Sizilien und später in Griechenland einhalten zu können, geht es dann Anfang August in südöstlicher Richtung, entlang der italienischen Küste zum Golf von Neapel und Salerno und weiter durch das Tyrrhenische Meer nach Sizilien zu den Liparischen Inseln.

SY Anita(info@sy-anita.ch)Gravatar: SY AnitaweiterleitenPermalinkTrackback-Link
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