Logbuch

23.07.2014
11:26

Balearen - Sardinien - Rom

Verglichen mit der Übersegelung von Melilla nach Cabrera (Mallorca) war der Trip von Porto Cristo nach Alghero im Norden Sardiniens (220 sm) fast ein Katzensprung.

Bei guten Wetter- und Windverhältnissen war ich grade mal 40 Stunden unterwegs und habe kurz vor Abenddämmerung die landschaftlich grossartige Bucht von Porto Conte, nordwestlich von Alghero erreicht. Die einzige Abwechslung während der Überfahrt haben mir Delfine beschert, die mich einmal fast 20 Minuten lang begleitet haben. Nordsardinien liegt lediglich etwa 2 Grad nördlicher als die Balearen und trotzdem war der Temperaturunterschied markant spürbar. Trotz Sonnenschein kletterten die Tageshöchstwerte Anfang Mai nur auf kühle 16 bis 18 Grad, wo hingegen auf Mallorca bereits Mitte April 20 bis 22 Grad vorsommerliche Temperaturen anzutreffen waren. Dies dürfte dem Mistral zuzuschreiben sein, welcher oftmals tagelang, kühle Luftmassen aus dem Rhone Tal über den Golf von Lion nach Korsika und Sardinien trägt.

 

Nun hatte ich also drei Wochen Zeit, die Region Südkorsika und Nordsardinien etwas zu erkunden um dann im Juni und Juli einige Segeltörns mit Freunden und Bekannten zu absolvieren. Vorerst wollte ich aber noch im Nordosten Sardiniens das Naturschutzgebiet Isola Asinara im gleichnamigen Golf kennenlernen. Eine wunderschöne naturbelassene Region mit glasklarem Wasser und farbenprächtiger Flora. Jahresbedingt waren die vom Reservat zur Verfügung gestellten Bojenfelder noch komplett unbesetzt und auch kostenfrei. Wer in dieser Region unterwegs ist, sollte unbedingt einen Zwischenstopp im bekannten Burgstädtchen Castelsardo, welches im Südosten des Golfes von Asinara liegt, einlegen – es lohnt sich allemal.

Der Ausgangspunkt für die vorgesehenen Sardinien-Segeltörns sollte jeweils Olbia sein. Dies wegen der direkten Flugverbindungen Schweiz-Sardinien. Die Costa Smeralda bis hin nach Korsika mit dem hübschen Hafenstätchen Bonifacio eignet sich ausgezeichnet für Ein- bis Zweiwochentörns. Der Maddalena Archipel ist mit seinen verstreuten Inseln bis hinauf zu den französischen Inseln Lavazzo und Cavallo landschaftlich ausgesprochen reizvoll. Gleichzeitig lässt dieses Revier, bedingt durch die von Inseln geschützten Wasserstrassen, auch ein Segeln bei Starkwinden ohne allzu hohen Wellen zu. Auch gibt es vorwiegend am Festland unzählige Buchten mit Sandgrund wo man je nach vorherrschenden Winden auch nachts sicher ankern kann. Die Inselwelt bietet wegen der Naturschutzgebiete eher wenige Nachtankerplätze. Hier sollte man die Revierführer zu Rate ziehen. Navigatorisch ist das Revier recht anspruchsvoll, denn durch die Topografie der Inselwelt gibt es, dramatisch ausgedrückt, ziemlich viele kleine und grössere „Beinahe-Inseln“. Allerdings wird diesem Umstand in aktuellen Seekarten (Papier oder elektronisch) absolut Rechnung getragen.

Die Vorsaison in dieser Region, welche bis Anfang Juli geht, möchte ich als Motorsägen-Saison bezeichnen. Die Trimmer und Motorsägen hört man zu Hundert bis weit hinaus in die Buchten. Dafür sind dann aber die Hotelanlagen sehr gepflegt und einladend. Die Architektur dieser vielen Ressorts an der Costa Smeralda unterscheidet sich gegenüber jener von Mallorca in positiver Weise. Anstelle der riesigen Hotelkomplexe (Bunker) in vielen mallorquinischen Buchten, fügen sich hier die Appartementsiedlungen mit landschaftlich angepassten Formen und Farben oftmals fast unsichtbar in die Hügellandschaft ein und selbst als Segler könnte man sich vorstellen hier oder da mal eine Woche Badeurlaub zu verbringen - allerdings, erst ab Juli, denn vorher sind diese Ressorts beinahe menschenleer und wirken überdimensioniert und ausgestorben. Ab zweiter Woche Juli füllt sich dann jedoch die Region mit Touristen, Camper, Skitern, Surfern, Motor- und Segelyachten schlagartig. Ich habe an keinem Ort der Welt so viele Megayachten in Buchten und Häfen gesehen wie hier an der Costa Smeralda.

 

Über die Segeltörns mit Freunden und Bekannten gibt es wie immer keine Inhalte und Bilder. Diese Erlebnisse und Eindrücke bleiben den Beteiligten vorbehalten – mit einer Ausnahme vielleicht, um zu zeigen, dass auch die Bughängematte fleissig genutzt worden ist. (s. Bild).

 

Mitte Juli hiess es Abschied nehmen von Sardinien, um den weiteren Törn-Jahresplan zeitlich auch einhalten zu können. Also, Grossweinkauf in Olbia, ein gutes Wetterfenster abwarten und ab in östlicher Richtung an das italienische Festland, nach Ostia, zum Sport-Yachthafen von Rom. Rom ist eine Reise wert – das ist so, allerdings nicht im Juli unter strapaziösen klimatischen Verhältnissen. Jeden Spätnachmittag habe ich mich nach den täglichen schweisstreibenden Stadtbesichtigungen auf die Heimkehr zu meiner klimatisierten „Anita“ gefreut. Mein neu angefertigtes Moskitogitternetz im Einstiegsbereich hat sich gelohnt. Von aussen sieht man nicht rein, von drinnen sieht man bestens raus und Fliegen, Mücken und Hitze bleiben draussen.

Stichwort – Anita. In ein paar Tagen reise ich für einen Blitzbesuch ins Tessin zu meiner Tochter Anita. Sie ist in der Zwischenzeit nämlich zum zweiten Mal Mutter geworden und ich entsprechend wieder Grossvater. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, als ich am 4. Juli von meinem Schwiegersohn ein SMS erhielt mit dem Inhalt: „dr Dario isch do, meh spöter, Kind und Mama wohl uf“. Das „mehr später“ hole ich mir jetzt persönlich beim Besuch der glücklichen Familie in ihrer Feriendestination im Tessin.

Um die vereinbarten Törns in Sizilien und später in Griechenland einhalten zu können, geht es dann Anfang August in südöstlicher Richtung, entlang der italienischen Küste zum Golf von Neapel und Salerno und weiter durch das Tyrrhenische Meer nach Sizilien zu den Liparischen Inseln.

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01.05.2014
17:26

Leinen los - 2014

Aber wie immer, eines nach dem andern.

Mitte Dezember 2013 habe ich mit Wehmut meine „Anita“ im Winterhafen in Melilla verlassen, um für zwei Monate in die Schweiz zu reisen. Weihnachten im Familienkreis zu feiern ist gut für das Gemüt. Vor allem der persönliche Kontakt mit Nina, meiner zwei-jährigen Enkelin, war nach Monate langem skypen ein besonderes Vergnügen. Ich denke, wir mögen uns beide sehr. Ebenfalls ein Vergnügen, allerdings mit ziemlich schlimmen Folgen, waren meine Besuche bei Freunden, Bekannten und Verwandten. Mein Terminkalender war mindestens so belegt, wie zu meiner aktivsten Geschäftszeit – allerdings jeweils ab 18.00 Uhr zum Dinner. Ich habe innerhalb weniger Wochen sage und schreibe mehr als 8 (acht) Kilogramm zugenommen! Es ist jetzt Anfang Mai 2014 und ich bin immer noch mühsam am Abnehmen.

Mitte Februar reiste ich dann per Flug wieder nach Melilla zurück. So leicht wie auf dem Bild viel mir der Abschied von meiner Tochter, meinem Sohn und seiner Freundin im Flughafen Kloten nicht.

In Melilla war es noch zu kühl und oft auch zu stürmisch, um Segel zu setzen. Eine gute Gelegenheit, die Zeit für eine Andalusien-Rundfahrt zu nutzen. Während dreier Wochen habe ich dann per Leihwagen diese wunderschöne Region Südspaniens bereist und die Städte Malaga, Granada, Sevilla, Cadiz, Tarifa und Gibraltar besucht, mit all ihren unzähligen und beeindruckenden Sehenswürdigkeiten. Ein Highlight war ein Ausflug zum winterlichen Skigebiet in die Sierra Nevada, während in Granada bereits alles in voller Blüte stand. Ein weiteres Highlight war aber auch der spanienweit bekannte „Carneval“ in Cadiz. Eine ganze Woche geht es dort zu und her wie in Rio des Janeiro. Da es für den Verkehr kein Durchkommen gab, verkehrten die ganze Woche auch keine sightseeing Busse. Beeindruckend war natürlich auch Gibraltar mit seinem markanten Felsen. Ein Blick bei untergehender Sonne über die Strasse von Gibraltar mit den durchfahrenden Grossschiffen auf den nahe gelegenen afrikanischen Kontinent bleibt unvergesslich. Natürlich wurden dabei auch die legendären drolligen Affen aus nächster Nähe gefilmt und per SMS in die ganze Welt versandt.

Die zweite Hälfte März war für Unterhalt und Reinigung des Schiffes reserviert. Jeden Tag stand auch ein fünf Kilometer-Walk am Strand von Melilla für mein Bauchspeck auf dem Programm. Ende April unternahm ich dann einen zwei-tägigen Probeschlag zur nahe gelegenen marokkanischen Stadt „Saidia“ um Schiff und Crew zu testen. Wieder zurück in Melilla brauchte ich nur noch einen Grosseinkauf zu tätigen und ein gutes Wetterfenster abzuwarten, um dann am 5. April, mitten in der Nacht die Leinen los zu werfen und den Ritt über das Mittelmeer nach Cabrera (Mallorca) zu wagen. Ich hatte mir den direkten Kurs 50 Grad 380 sm deshalb ausgewählt, um den „lästigen“ Fischern in Festlandnähe auszuweichen um damit nachts im Stunden-Rhythmus schlafen zu können. Die Grossschifffahrt spielte dabei keine Rolle, denn diese Schiffe erschienen im AIS-System bereits drei Stunden bevor sie allenfalls „zu nahe kamen“ auf dem Bildschirm und bedeuteten deshalb keine Gefahr für mich. Ein schönes Erlebnis, drei Tage ganz allein ohne Landsicht unterwegs zu sein. Die Windverhältnisse waren wie vorausgesagt, anfangs eher etwas zu heftig mit entsprechendem Seegang, dann aber traumhaft. Und auch diesmal hatte ich täglich mehrmals Kontakt mit Delfinen, die mich lange spielend begleiteten. Am dritten Tag war ich zehn Stunden mit dem Parasailor (Spinnacker) unterwegs. Am Ende der dritten Nacht kam dann die Insel Cabrera in Sicht und ich freute mich sehr auf diesen idyllischen Ort, um mich von der Übersegelung etwas erholen zu können. Die Dreitagesreise war zwar absolut kein Stress, aber der ungewohnte Schlafrhythmus war etwas gewöhnungsbedürftig. Meine Tochter Anita meinte dazu, jetzt siehst du mal, wie Mütter während der ersten Stillphase ihrer Babys zu leiden haben – Recht hat sie.

Soeben habe ich eine Woche in Palma de Mallorca bei BAVARIA Spain verbracht. Einige Kleinigkeiten waren bei „Anita“ in Garantie zu erledigen. Zudem wurde ein Spinnakerbaum-Liftsystem am Mast angebracht. Dieser leicht zu manövrierende Spi-Baum werde ich zukünftig bei gewissen Vorwindkursen für das Vorsegel benutzen – nicht aber für den Parasailor. Mein Update der Homepage bearbeite ich zurzeit in Porto Cristo und werde bei guter Wetterlage nach Mahon (Menorca) und weiter nach Sardinien segeln, wo in einigen Wochen die Gästefahrten mit Freunden, Bekannten und Verwandten beginnen werden. Ich freue mich darauf.

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09.12.2013
22:33

Adventszeit in Melilla

Weihnachten naht und in ein paar Tagen geht es nun für etwa zwei Monate in die Schweiz. Der Besuch vieler Verwandten, Bekannten und Freunden steht an, vor allem freue ich mich auf meine Tochter Anita und meine kleine Enkelin Nina. Und wenn ich schon zur Vorweihnachtszeit in diesem zollfrei Einkaufsparadies bin, werde ich sicher noch das eine oder andere Geschenk einkaufen. Auch wenn ich auf dem afrikanischen Kontinent bin und die Temperaturen nicht eben winterlich sind, in Sachen Weihnachtsbeleuchtung steht Melilla keiner Europäischen Stadt hinten nach. Die Edelkastanien sind einfach ein Drittel so teuer wie in der Schweiz und vom Glockenturm ertönt alle Stunden statt des üblichen Big-Ben Glockenschlags das Weihnachtslied „Oh du Fröhliche“. Daran stört sich weder der Muezzin in der Moschee noch die muslimische Bevölkerung, welche doch immerhin mehr als einen Drittel der Stadtbevölkerung ausmacht. Dies ist übrigens die bemerkenswerteste Erfahrung, die ich hier in Melilla machen durfte. Christen und Muslime leben hier in Eintracht miteinander. Es ist zwar ein Sprachengewirr von arabisch, spanisch und französisch und entsprechend abwechslungsreich ist auch die Stadtbekleidung, wo man sich in Schale mit Krawatte, sportlich legèr, Kaftan, Minirock bis hin zu Komplettverschleierung bewegt. Die spanische Polizei ist zwar zu jeder Zeit omnipräsent, dies hat aber vorwiegend mit der berüchtigten EU-Aussengrenze zu tun.      

In den vergangenen Tagen hat mich bereits die Planung für das Jahr 2014 beschäftigt. Es wird nicht so einfach sein wie in den Balearen, denn immerhin starte ich im Frühling hier in Melilla und möchte im Spätherbst die Südtürkei erreichen. Dazwischen liegen wunderbare Inseln, Küsten und Segelreviere. Ich freue mich natürlich wieder auf viele Besuche von Freunden Bekannten und Verwandten. Für alle, die Zugriff auf den Törnplan meiner Homepage haben, dürfte der neue Plan 2014 bis spätestens 22. Dezember aufgeschaltet sein. Allen lieben Menschen, die mich dieses Jahr eine kurze Zeit begleitet haben oder die mit mir in Kontakt stehen, wünsche ich eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Viele Grüsse aus dem Paradies, Beat      

 

 

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09.12.2013
00:17

Übersegelung nach Melilla

Auf, zum Winterhafen nach Melilla 

Ende Oktober, höchste Zeit also wie die Vögel nach Süden zu ziehen, wo es im Winter milder und wärmer ist. Mehrere Gründe haben mich bewogen Melilla als Winterplatz für „Anita“ auszuwählen.

  • Melilla ist die südlichste Stadt Europas (eine Enklave von Spanien) an der marokkanischen Mittelmeerküste gelegen. Je südlicher, je wärmer, desto besser!
  • Melilla ist eine multikulturelle Stadt mit pulsierendem Leben. Der Hafen Puerto Noray liegt im Zentrum der Stadt. Ich habe mir verschiedene Marina-Ressorts im Sommer angesehen und mir vorgestellt, wie diese Touristenhochburgen während der Winterzeit fast menschenleer, mit geschlossenen Geschäften und Restaurants, sich auf die Moral der wenigen Zurückgebliebenen auswirken müssten. Nein danke, ich möchte ohne wöchentlichen Psychiater Besuch den Winter überleben können.
  • Melilla ist als Enklave ein Zollfreigebiet, entsprechend günstig sind hier die Lebenskosten. Kostet ein Winterliegeplatz in den Balearen für ein 40 Fuss Schiff 6‘000 Euro, so sind es hier in Melilla gerade Mal 1‘200 (inkl. Strom, Wasser und Internet).
  • Melilla hat gute Verbindungen zum europäischen Festland. So fahren täglich zwei Fähren nach Almeria und Malaga (Fahrzeit ca. 7 Stunden). Zum Stadteigenen Flughafen benötige ich 10 Minuten mit dem Taxi und bin gleichentags via Madrid – Zürich, zu Hause im Bündnerland.

Da ich die gleiche Reise bereits im Frühling, jedoch im Eiltempo in drei Tagen zurückgelegt habe, wollte ich mir diesmal etwas mehr Zeit nehmen und einige Häfen am spanischen Festland anlaufen. Die Herausforderung war diesmal jedoch, dass ich bis Almeria alleine unterwegs sein würde und damit die Schlafperioden in die Fahrtenplanung mit einbeziehen musste. Die einzelnen Etappen durften demnach nicht mehr als etwa 16 Stunden betragen und die Ankunft am jeweiligen Zielhafen sollte aus Sicherheitsgründen immer bei Tageslicht erfolgen. 16 Stunden multipliziert mit durchschnittlich 5 Knoten ergeben Tagesetmale von 80 Seemeilen. Diese 80 Tagesmeilen habe ich meiner Etappenplanung zu Grunde gelegt und auf der Karte abgesteckt. Start in Andratx auf Mallorca nach Ibiza/Formentera, dann ans spanische Festland nach Altea, weiter dann zum Mar Menor und Cartagena, darauf folgend nach Garrucha und weiter in die Cala Genovése beim Cabo Gato um dann nach Almeria zu gelangen. In Almeria ist dann mein Seglerfreund Javier zugestiegen und hat mit mir zusammen den Golf von Alboran nach Melilla überquert.

Wenn man im Spätherbst und Winter unterwegs ist muss man berücksichtigen, dass die Tage kurz, sehr kurz sind. Ist es im Sommer 16 Stunden hell, sind es im Spätherbst 10 bis 11 Stunden. So bin ich manchmal um Mitternacht ausgelaufen, damit ich bei Tageslicht meine 80 sm Etappenziele erreichen konnte. Das war eine interessante, neue Erfahrung. Trotz AIS- und Radarwarnsystem ist in Küstennähe nicht an Schlaf zu denken auch nicht an den berühmten 20-Minutenschlaf. Entlang der spanischen Küste herrscht ausserhalb der Küstenlinie ein reger Schiffsverkehr der Grossschifffahrt von und nach Gibraltar und in Küstennähe wimmelt es nur so von Fischereifahrzeugen. Die sind dann eklig, die haben kein System und fahren kreuz und quer – hin und zurück. Natürlich, die gehen ihrer Arbeit nach und ich esse auch gerne Fische - trotzdem Fischereifahrzeuge sind wirklich unberechenbar und besonders nachts gönnen sie dem armen Skipper keine Ruhe.

In jedem Hafen habe ich dann zwei oder drei Tage verweilt um die jeweilige Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten etwas näher kennen zu lernen. Damit konnte ich mich auch immer wieder von den zurückgelegten Etappen erholen und hatte insgesamt keinen Stress – denn kein Stress ist läss.

Altea hat mir sehr gut gefallen und auch Cartagena ist wirklich sehenswert. Dort lohnt sich auch ein Besuch des Seefahrtmuseums. Was mich immer wieder beeindruckt hat, sind die vielen Kunstmonumente die in spanischen Städten öffentlich auf- und ausgestellt sind. Überall ist auch Wasser im Spiel. Herrliche Springbrunnen, nachts dann auch beleuchtet, zieren die meisten Parks. Wie auch in Mallorca sind die Menschen in den Küstenstädten überaus freundlich und hilfsbereit.

Die Übersegelung von Almeria nach Melilla war dann eher etwas ruppig. Aus den für den 8. November angesagten 15-20 Knoten Wind wurden dann bald einmal 25-30 Knoten. Der Wind ist ja das Eine, der Seegang das Andere und da hat der Golf von Alboran einiges zu bieten. Javier mein Mitsegler und Kenner der Region hat mir bestätigt – der Golf von Alboran ist hinsichtlich Wellen etwas chaotisch und unberechenbar. Nicht, dass diese extrem hoch waren, aber die Richtung – wie die Fischer, von allen Seiten kommend! Wir sind zwar sehr schnell vorangekommen und haben für die 100 Seemeilen nur gut 14 Stunden gebraucht, aber wir waren auch ziemlich durchgerüttelt und durchnässt.

Nun liegt also „Anita“ nach ihrer ersten Segelsaison in Melilla, ihrem Winterhafen. Die Yacht ist mir im Laufe des Jahres sehr ans Herz gewachsen. Sie hat mir viel Freude bereitet und ich habe meinen Schritt in die Seglerpension zu keinem Zeitpunkt bereut. Nicht ohne Grund habe ich nun einige Wochen hier im sicheren Hafen von Melilla verbracht. Einerseits wollte ich die Stadt, Ihre Menschen und deren kulinarische Gewohnheiten kennen lernen andererseits aber auch beobachten, wie sich meine Yacht bei Starkwind oder Sturm im Hafen verhält, denn nicht immer ist der Hafen der sicherste Ort. Hier an der Mittelmeerküste und nahe der Strasse von Gibraltar fegen im Winter manchmal sehr starke Winde von West nach Ost und umgekehrt. Einen Weststurm mit gegen 40 Knoten habe ich bereits erlebt. Das Schiff hat sich gut gehalten, nicht so mein Faltfahrrad. Als ich dieses nach der Sturmnacht vermisst habe, war mir schnell klar, dass dabei kein Diebstahl vorliegen würde, sondern dass mein Bike vom Sturm über den Steg zum Meeresgrund befördert wurde. So war es dann auch. Nach Inbetriebnahme meines genialen Tauchgerätes „Freediver“ habe ich mein Fahrrad dann wieder an die Luft gesetzt. Natürlich nicht ohne gründliche Reinigung mit Süsswasser und WD40. Die Ausgaben für mein Tauchgerät haben sich übrigens bereits bezahlt gemacht. Hier die Artikelliste der sich lohnenden Tauchgänge während der Saison: Fahrrad, Badeleiter, Teleskopbootshaken, Teleskopschrupper, Achterreeling und ein Bikinioberteil(!).

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07.12.2013
12:15

Rückblick Sommer 2013

Rückblick auf die erste Segelsaison mit „Anita“

Heute ist der 7. Dezember und deshalb möchte ich grad vorweg meiner ersten Enkelin Nina zu ihrem zweiten Geburtstag gratulieren. Ich freue mich heute Mittag mit ihr zu „skypen“.

Nun also ein Rückblick auf meinen Sommer in den Balearen, der tatsächlich bis Ende Oktober gedauert hat mit Temperaturen am 31.10.2013: Wasser 23°, Tagestemperatur 27°. Ich habe mir bereits zu Saisonbeginn vorgenommen, über meine Törns mit Freunden, Bekannten und Verwandten keine Logbucheinträge und Bilder ins Netz zu stellen. Alle 14 durchgeführten Ein- oder Zweiwochentörns waren herrliche und bereichernde persönliche Erlebnisse, deren Erinnerung ich nur mit den jeweiligen Crews teilen möchte. Dass es auch den Gästen gefallen hat, lässt sich im Gästebuch der „Anita“ unterhaltsam nachlesen. Darin ist übrigens auch der Skipper nicht allzu schlecht davon gekommen. U.a. schreibt ein jüngeres Crewmitglied „…es waren herrliche 7 Tage mit dem geilsten Skipper, den man sich vorstellen kann“(!).

Da ich während dieser Saison viele Häfen und Buchten zum Teil mehrmals besucht habe, beschreibe ich gerne einige der für mich lohnenswertesten Ziele, wobei ich nicht auf Tagesankerplatze eingehe, davon gibt es in den Balearen Hunderte. Grundsätzlich ist zu bemerken, dass während der Hauptsaison vermehrt Buchten mit Bojen belegt waren. Anfänglich war ich etwas Enttäuscht über diese Entwicklung musste aber mit fotschreitender Saison eingestehen, dass diese Bojenfelder für die Armada von Privat- und Charteryachten im Sommer ein Segen sind. Mit Bojenfelder lassen sich bis zu drei Mal mehr Schiffe in einer Bucht unterbringen als in einer vergleichbaren Ankerbucht. Die 25-30 Euro Liegegebühren, aufgeteilt auf eine Crew, sind dabei beinahe zu vernachlässigen. Kommt hinzu, dass man davon ausgehen kann, dass die Bojen sicher halten und auch dem Skipper eine traumreiche Nacht bescheren. Ankerbuchten können nämlich während der Chartersaision zum Alptraum werden, wenn bei einsetzenden Nacht-Fallböen slippende Yachten mit aufgeregten Crews an einem vorbeiziehen (zweimal erlebt in Soller). Das ist dann kein "Hafenkino", das ist reiner Horror.

Da „Anita“ mit einer Entsalzungsanlage und genügend Strom (Solaranlage / Windgenerator) ausgerüstet ist, haben wir zu etwa 80% vor Anker oder in Bojenfleder gelegen. In der Hochsaison wurde dies aus mehreren Gründen von Skipper und Gästen gleichermassen geschätzt.

  • Ein Sprung, und man ist im kühlen Wasser (was in den meisten Häfen nicht wirklich empfehlenswert ist).
  • Man liegt etwas auf Distanz zum Nachbarn und hat immer Überblick und Aussicht.
  • Nachts reicht die leicht kühlende Brise meistens nicht bis in den Hafen.
  • Und zu guter Letzt wird die Bordkasse massiv geschont. Mit dem Ersparten lässt sich dann oft ein feines Nachtessen an Land finanzieren.

Für mich ist die Tatsache erstaunlich, dass trotz 50 Jahren Balearentourismus die Gastronomiepreise verhältnismässig human sind - insbesondere für uns Schweizer. Ein „ Menu del dia“ kostet als 3-Gänger in der Hochsaison gerade einmal 15 – 22 Euro. Zum gleichen Preis erhält man ein ausgezeichnetes Rindsfilet. Dazu gibt es oft noch einen Aperitif und zum Verdauen einen Limoncello oder ähnliches. Hinzu kommt eine ausgesprochen freundliche und zuvorkommende Bedienung. Vielleicht noch ein Getränketipp. Wenn in der Schweiz der sogenannte „Hauswein“ eher zweiter Qualität ist, dann trifft dies für den „vino de la casa“ absolut nicht zu. Meistens ist es ein ausgezeichneter Rioja mit einem sehr guten Preis/-Leistungsverhältnis.      

Nun dann, hier einige lohnende Ziele, die mir in besonders guter Erinnerung bleiben werden.

Cabrera liegt etwa 30 sm östlich von Palma de Mallorca. Eine kleine Inselgruppe (Naturschutzgebiet) mit einer traumhaften geschützten Bucht auf der Hauptinsel. Hier kann man baden und schnorcheln, wandern, die Burg oder den Leuchtturm (einer der ältesten im Mittelmeer) besichtigen oder in der kleinen Taverne bei einem kühlen Serveza feine Tapaz geniessen. Die Bucht ist mit rund 40 Bojen bestückt, die man allerdings im Voraus und ausschliesslich per Internet, reservieren muss. Hier der Link zum Reservationssystem (Accessos directes Reserves). Auf Grund des hohen Andrangs, können die Bojen in der Hauptsaison lediglich für eine einzelne Nacht reserviert werden.  

An der Nordostküste von Mallorca gibt es sehr viele Tagesbuchten, aber auch Häfen und Buchten, die sich für eine sichere Übernachtung eignen.

Porto Pedro liegt etwa 20 sm nordöstlich von Cabrera. Es ist eine wunderschöne mit Pinien umsäumte Naturbucht mit einem hübschen kleinen gleichnamigen Ort und einigen ausgezeichneten Restaurants an der Wasserpromenade. Hier kann man wählen, ob man im Hafen liegen möchte oder im unmittelbar gegenüberliegenden Bojenfeld. Ein grosszügiger zentraler Dinghy-Steg erlaubt ein schnelles und unkompliziertes Übersetzen. Einkaufsmöglichkeiten (meistens SPAR) gibt es übrigens in allen grösseren und kleineren Ortschaften.

Porto Cristo ist nur etwa 15 sm in nordöstlicher Richtung von Porto Pedro entfernt. Die kurzen Distanzen sind ideal. Dadurch kann man gemütlich frühstücken, etwa um 10.30 Uhr auslaufen, eine nahe gelegene Mittagsbucht aufsuchen (baden, schnorcheln, Siesta) und ist dann trotzdem am späteren Nachmittag rechtzeitig am Zielort. Häfen sollte man in der Hochsaison frühzeitig anlaufen, um nicht wegen „todo completo“ abgewiesen zu werden. In Porto Cristo gibt es zwei Häfen, die Marina und den öffentlichen Stadthafen, weshalb man hier eigentlich immer einen Platz findet. Der Stadthafen bietet zwar nicht die gleich gute Infrastruktur wie die Marina, liegt dafür aber ideal im Zentrum des Geschehens und hat einen eigenen Charme. Auch wenn Porto Cristo eher touristisch geprägt ist, lohnt sich ein Besuch wegen der ganz speziellen Lage. Zudem muss man ja irgendwann einmal Ansichtskarten und Souvenirs einkaufen. Porto Cristo ist zudem bekannt wegen der sehenswerten Höhlen „huevas del harms“ oder „ huevas del drach“. Ebenfalls touristisch mit Multimedia, “sound+ light“, aber trotzdem wirklich sehenswert. Zwei Stunden muss man für den Besuch (inkl. Busfahrt) dafür einrechnen und kann also ohne weiteres am selben Tag noch ein weiteres Etappenziel ansteuern.

Alcudia und Pollenca sind zwei Städtchen im Norden von Mallorca mit guten Einkaufsmöglichkeiten und touristischen Angeboten. Wegen der flachen kilometerlangen Sändstrände ist diese Region ein Skyte-Paradies. Beide Ortschaften bieten die Möglichkeit im Hafen zu verweilen oder aber in unmittelbarer Umgebung zu ankern. Ausser gegen Nordost liegt man hier überall sehr geschützt. Landschaftlich ist diese Gegend sehr reizvoll, mit Blick von den flachen Sandständen ins Hinterland und den ansteigenden Hügeln bis hinauf in die Berglandschaft der Nordwestküste mit dem höchsten Berg Mallorcas, dem Puig Mayor (1445 m). Bevor man das Kap Formentor rundet, sollte man unbedingt einen Tag, respektive eine Nacht in der gleichnamigen Bucht Cala Formentor verbringen. Sie ist landschaftlich reizvoll und sehr windgeschützt. Auch hier sind im Sommer Bojen ausgebracht. Im Scheitel der Bucht gibt es ein kleines Tagesrestaurant mit richtigem Kolbencafé und köstlichem Eis.

Porto Soller ist der einzige sichere Hafen an der Nordwestküste von Mallorca. Wer also die Insel rundet, wird in Soller Halt machen. Es lohnt sich auch, denn diese grosse Naturbucht ist nebst der windgeschützten Lage auch landschaftlich sehr reizvoll. Auch in Porto Soller hat man die Wahl zwischen Hafen oder Ankerbucht. Hier sollte man eigentlich zwei Nächte verbringen, damit man einen Halbtagesausflug mit dem „Orangen-Bähnli“, welches seit einhundert Jahren Porto Soller und Soller miteinander verbindet, geniessen kann. Tatsächlich fährt man rund 20 Minuten durch dieses fruchtbare Tal mitten durch Orangen, Zitronen und Olivenhaine. Das Städtchen Soller, welches etwas erhöht im Hinterland liegt, ist sehr reizvoll wegen der hübschen schmalen Gassen, der abwechslungsreichen Architektur der Häuser mit den kühlen Innengärten, den vielen kleinen Restaurants und den einladenden kleinen Geschäften wo nicht nur Touristen sondern auch Einheimische einkaufen.

Andratx liegt an der Südküste Mallorcas. Auch an diesem Küstenabschnitt gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten geschützt zu liegen, aber diese langgestreckte hübsche Bucht mit den sanften Hügeln und den Villen, den unzähligen Restaurants an der Wasserfront und dem grossen Angebot an Liegeplätzen (Hafen und Bojenfeld) haben mich fast jedes Mal bewogen hier anzulanden. Empfehlenswert ist das Restaurant „Roma“ mit der spanischen Fischspezialität „Dorade en sal“. Hier zu sitzen und zu speisen, direkt an der Wasserfront mit Blick auf das eigene Schiff und den dahinterliegenden Sonnenuntergang ist schon fast paradiesisch. Dieses Bild dürfte sich in jeder Kamera oder dem Handy meiner Crewmitglieder irgendwo wiederfinden. Andratx eignet sich übrigens auch sehr gut als Ausgangsort für die Überfahrt nach Ibiza.

Eine Umsegelung Mallorcas ist in einer Woche machbar, wahrscheinlich allerdings unter Miteinbezug des Schiffsdiesels, denn nicht immer dürfte die Windrichtung optimal sein. Wenn man zwei Wochen zur Verfügung hat, ist „rund Mallorca“ absolut ideal und empfehlenswert.           

  

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