Logbuch

09.12.2014
18:06

Ostia (Rom) - Sizilien - Griechenland - Südtürkei

Inselhüpfen von Ostia nach Sizilien, so sind mir die ersten beiden Augustwochen vorgekommen. Da ich während der Hochsaison das „Ankerliegen“ den meist überfüllten, von lautstarken Diskotheken umrahmten und oft überteuerten Marinas bevorzuge, waren mir die verstreuten Inseln mit all ihren unterschiedlichen natürlichen Reizen und den vielen sicheren Buchten sehr willkommen. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil bieten fast alle Inseln, indem sie von Natur aus eine Lee- und eine Luvseite vorzuweisen haben. Je nach Wind- und Wetterlage kann man für sicheres und ruhiges Übernachten einfach die windgeschützte Seite einer Insel aufsuchen. Natürlich wissen das alle Segler und so kann es vorkommen, dass Buchten ab und zu gut, bis sehr gut besetzt sind.

Die erste Inselgruppe auf meiner Fahrt Richtung Sizilien waren die Pontinischen Inseln mit der Hauptinsel Isola di Ponza. Mein lieber Freund Gert aus München hat mir einmal gesagt, „Wenn man italienische Gewässer besegelt hat und die Isola di Ponza nicht angelaufen hat, war man nicht wirklich in Italien“. Insbesondere das kleine gleichnamige Städtchen, welches sich malerisch in eine wunderschöne Bucht mit einzelnen aufragenden Felsformationen einschmiegt ist einzigartig und bietet Fotosujets bis der Chip voll oder die Batterie leer ist. Sogar an die Guardia finanza, die mich in einer Bucht eingehend überprüft hat, habe ich gute Erinnerungen, denn es waren allesamt freundliche und zuvorkommende Beamte.

Die anschliessende napolitanische Inselgruppe mit Ischia und Capri ist nicht weiter vorzustellen, denn diese Inseln haben schon längst durch Bücher, Filme und Schlager Weltberühmtheit erlangt. Durch die meist steil abfallenden Hänge ist das Ankern allerdings nur an wenigen Stellen möglich und auch in diesen Fällen muss sehr viel Kette gesteckt werden um sicher liegen zu können. Es gibt zwar einige sichere Häfen, diese sind aber während der Sommerzeit meist voll belegt.

Bevor ich Richtung Süden zu den Liparischen Inseln aufbrach, machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Golf von Salerno mit der landschaftlich beeindruckenden Amalfiküste. Von den an die Berghänge „geklebten“ reizvollen kleinen Städtchen hat mich Positano am meisten beeindruckt. Nachdem ich mich für meinen grösseren Schlag zu den Liparischen Inseln mit Lebensmittel und gutem italienischem Wein eingedeckt hatte, wollte ich in einer hübschen Bucht bei Ogliastro auf eine gute Gelegenheit für die Überfahrt nach Sizilien warten. Die Gelegenheit kam bereits Stunden später. Nach einem ausführlichen Abendessen an Deck, bei aufgehendem Vollmond, sommerlichen Temperaturen und einer leichten Brise aus Südwest entschloss ich mich, umgehend Richtung Sizilien aufzubrechen. Ich hatte ja 120 Seemeilen Zeit den Abwasch noch zu machen und wegen des Schlafs musste ich mir keine Sorgen machen. Auf Überfahrten hat man immer mal Zeit stundenweise zu schlafen. Es war eine herrliche Überfahrt, die ich nie mehr vergessen werde.

Die Ankunft bei den Liparischen Inseln war gelinde gesagt spektakulär. Stromboli ist die nördlichste Vulkaninsel der Eolischen (Liparischen) Inselgruppe, und somit mein erstes Etappenziel. Und siehe da, pünktlich zu meiner Ankunftszeit legte doch dieser Vulkan los, dass mir Hören und Staunen verging. Es war ein überwältigendes Erlebnis, solch ein Naturereignis ohne Vorankündigung miterleben zu können. Die Welt hat es aus der Zeitung erfahren – ich war dabei! Natürlich war ich dann auch dankbar, dass sich der Vulkan „anständig“ benommen hat, denn mehr kann dann schnell einmal zu viel sein. Die gesamte Eolische Inselgruppe ist ein fantastisches Segelrevier und eignet sich auf Grund der relativ kurzen Tagesdistanzen, den schönen Buchten, den hübschen Städtchen, den vielen gemütlichen Restaurants mit Eolischen Spezialitäten ausgezeichnet für Segeltörns. Meine Besucher und Gäste haben es auf jeden Fall sehr genossen. Aber auch hier gilt, sehr viel Ankerkette dabei zu haben, denn der vulkanische Küstenverlauf ist auch bei diesen Inseln sehr steil abfallend.

Während der Sommermonate ist es in dieser Region sehr sonnig und trocken aber auch relativ wind arm. Thermische Tageswinde gehen da nicht über 10 – 12 Knoten. Allerdings kann es auch hier zu plötzlichen Wetterkapriolen kommen. Ich habe dies erlebt, als ich (zum Glück) ohne Gäste von Milazzo in westlicher Richtung nach Cefalu unterwegs war. Der Wetterbericht hatte zwar entlang der nordsizilianischen Küste stürmische Winde für den Abend und die folgenden Tage angekündigt, nur hatte sich das Ganze um mehr als einen halben Tag vorverschoben. Mit Gegenwind von 40 Knoten in den Böen, nahe unter Land, war mit Segeln trotz Vollreffs nicht mehr voran zu kommen. Da nur noch 12 Seemeilen bis Cefalu anstanden, entschied ich mich unter Motor mein Ziel doch noch zu erreichen. Eine Fehlentscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte. Für die 12 Seemeilen benötigte ich bei Sturmwinden und hohem Seegang mehr als 5 grässliche Stunden um in Dunkelheit im schlecht geschützten Hafen von Cefalu einzutreffen. Ohne Hilfe Dritter hätte ich den Hafen wieder verlassen müssen. Der Schwell im Hafen war dermassen stark, dass trotz 2 Moorings und 4 Heckleinen beide Heckklampen-Lippen ausrissen und die Heckleuchte abgerissen wurde. Die Bootsbewegungen waren unglaublich, sodass es für mich unmöglich war via Gangway an das Pier zu gelangen. Ich war vorerst einmal froh, einigermassen Ruhe zu finden und wollte anderntags dann mit dem Beiboot an Land paddeln. Auch dies ging dann zünftig in die Hose, indem mein Beiboot allein vom Schwell im Hafen kenterte, einschliesslich meiner Wenigkeit, versteht sich. Die beiden Paddel waren danach klappbar, allerdings auch nicht mehr zu gebrauchen. Tage danach haben sich noch einige weitere „Sturmschäden“ gezeigt. Durch das tiefe Eintauchen des Bugs während des Sturms, hat sich der Ankerkasten nicht mehr selbstentleeren können. Dadurch konnte eine geringe Menge Salzwasser durch die Reinigungsöffnung der Bug-Schottwand in das Bootsinnere gelangen und die im Bugbereich platzieren elektronischen Gerätekomponenten angreifen. Fazit: Bugstrahlruder und Ankerwinsch ausser Funktion wegen korrodierter Relaiskontakte. Zwei wichtige Dinge habe ich aus diesem Sturmerlebnis gelernt. Interpretiere Schlechtwetterberichte (auch wenn sie heutzutage noch so genau sind) mit einer grosszügigen zeitlichen Sicherheitstoleranz und noch wichtiger, beim erstmaligen Gedanken besser umzudrehen und vor dem Sturm abzulaufen – tu es!

Mit meiner letzten Sizilien-Crew ging es von den Eolischen Inseln zurück bis nach Catania, da dies mein Absprunghafen nach Griechenland sein sollte. Die Strasse von Messina ist ein interessantes Gewässer. Hohe Gebirgszüge am Festland und die ansteigenden Hänge zum Vesuv auf Sizilien säumen diese stark frequentierte Seestrasse. Dabei sind es nicht die grossen „Pötte“, welche die Meerenge längs durchqueren, sondern die unzähligen Fähren, welche immer und überall die Verbindung zwischen Festland und Sizilien überbrücken und damit den Steuermann der „Anita“ dauernd auf Trab hielten. Hinzu kam je nach Standort die recht starke Strömung (bis zu 2 Knoten) mit entsprechend kabbeligem Wasser. Ein ganz reizvolles Erlebnis war der Zwischenhalt in der Bucht von Naxos mit dem Ausflug zum hoch über der Bucht thronenden Städtchen Taormina mit dem beeindruckenden teilrestaurierten griechisch/römischen Theater und den schattenspendenden Parkanlagen hoch über der Bucht von Giardini Naxos. Buchstäblich „ausgeflippt“ war unser RhB Lokführer Marco als er den historischen Bahnhof von Taormina Giardini nur etwa 300 Meter von unserer ankerliegenden Yacht aus, besucht hat. Tatsächlich ist dieses beinahe 130-jährige monumentale Bahnhofsgebäude, welches durch EU Gelder restauriert wurde, nicht nur für Bahninsider eine echte Augenweide.

Catania, die zweitgrösste Stadt Siziliens, unmittelbar an den ansteigenden Hängen des Vesuv liegend, war mein Ausgangpunkt für die knapp 300 Seemeilen messende Überfahrt nach Griechenland. Eine pulsierende Stadt mit einem grossen Hafen und vielen imposanten Bauten aus religiöser und kultureller Vergangenheit. Der Inhaber des kleinen Sportboothafens „Etneo Marina“, nutzte das mangelnde Angebot an Transit Yachtliegeplätze schamlos aus. 90 Euro pro Nacht in der Nachsaison für eine 40 Fuss Yacht ohne Dusche, nur einem Toi-WC versehen grenzt an Abzockerei. Auch der Freund des Marina Inhabers hat sein Geschäft bestens verstanden. Die kurze Fahrt per Privattaxi zum etwa 3 Kilometer entfernten Einkaufszentrum und wieder zurück kostete 50 (!)Euro, wobei der Chauffeur seinen Kofferraum mit eigenen Einkäufen gefüllt hatte und wir mit unserem Einkauf hinter, über und unter den Sitzplätzen im Innenraum des Wagens vorlieb nehmen mussten. Wieder eine Lehre: Erkundige Dich vor einer Leistungserbringung nach dem Preis um nicht im Nachhinein aus allen Wolken zu fallen. Und noch eine viel wichtigere Lehre: Ziehe Erkenntnis aus Gelerntem und nutze dies für die Zukunft – sonst fällst du immer wieder auf die Nase. Ich weiss, wovon ich spreche – hab‘s in der Zwischenzeit mehrmals erlebt. Aber davon später.

Für meine Übersegelung nach Griechenland bin ich erstmals meinem Vorsatz untreu geworden, nur Personen aus meinem direkten Bekannten- oder Freundeskreis auf Törns mitzunehmen. Volker, ein guter Seglerfreund den ich in Mallorca kennen gelernt habe, hat mir eine Mitseglerin, die zur Zeit ein Sabbatical Jahr durchläuft, für die Reise von Catania nach Athen, empfohlen. Grad vorweg, Ariane und damit auch mein Freund Volker haben mich nicht enttäuscht. Es war windmässig eher eine anspruchslose aber trotzdem eine tolle Überfahrt und Ariane hat sich als gute Mithelferin, Gesprächspartnerin, aber auch als Köchin bei Seegang mein ehrliches Kompliment verdient. Indem ich in den erlauchten Kreis der Empfänger ihrer elektronischen Wochenbriefe aufgenommen wurde, verfolge ich nun mit Spannung ihre wöchentlichen Berichte und Abenteuergeschichten während ihres Sabbatical Jahres.

Ein Highlight auf der Reise zum Saronischen Golf war die Unterquerung der neuen, fast 40 Meter hohen und 2,5 Kilometer langen Brücke bei Rio/Antirrou, welche das griechische Festland mit dem Peloponnes verbindet sowie die Durchquerung des künstlich angelegten Kanals von Korinth, welcher andererseits das Festland vom Peloponnes trennt. Wirklich spektakulär zeigte sich die lediglich 24 Meter breite Fahrrinne des Kanals mit den bis zu 80 Metern senkrecht aufsteigenden Kalkfelsen. Ganz oben dann in schwindelnder Höhe die Eisenbahn- und Strassenbrücken. Für die Zuschauer oben auf den Brücken wie auch unten auf den Schiffen ein eindrückliches Erlebnis. Da waren auch die zu bezahlenden 180 Euro für die 3 Kilometer lange Durchfahrt mit dem Erlebten relativiert.

Athen, ist eine Riesenstadt und war Ausgangspunkt für etliche Segeltörns mit Freunden und Bekannten im Saronischen Golf. Zum Glück hatte ich einige Tage Zeitreserve eingeplant, denn das Einklarieren und Beantragen des griechischen Transitlogs nahm volle zwei Tage in Anspruch. Von einem Amt in das andere und wieder zurück. Dabei hatte ich viele freundliche Beamte und ebenso viele nette Taxifahrer kennen gelernt, auch Piräus ist mir nun nicht mehr unbekannt. Finanziell ist die Angelegenheit fast unbedeutend und die vor Jahresfrist angekündigte Sondersteuer für Sportboote wurde gar nicht eingeführt oder bereits wieder abgeschafft.

Der Saronische Golf, südlich von Athen, ist mit seinen vielen Inseln und Einkerbungen am Festland ebenfalls ein ideales Törngebiet für ein- oder zwei Wochentörns. Das nördliche Festland bietet einen natürlichen Schutz von den Meltemi-Wellen, die draussen in den Kykladen beachtliche Höhen erreichen können. Auch sind die touristisch angelegten hübschen Städtchen sehr einladend und bieten alle Annehmlichkeiten für Yachtgäste. Zum Teil liegt man kostenlos direkt vor dem Restaurant wobei das Personal gerne Anlegehilfe bietet und gleich einmal die Menükarte auf’s Schiff reicht. Für unsere Verhältnisse isst man immer noch ausgesprochen günstig. Ein Fischmenü mit Vorspeise, Hauswein und Dessert kostet nicht mehr als 20 Euro. Ich mag ja ein kulinarischer Tiefflieger sein, aber in Poros habe ich das beste Wienerschnitzel seit langer Zeit gegessen. Was die Hafeninfrastruktur in Griechenland betrifft habe ich anfänglich die Tankstellen an den Quais vermisst, bis ich dann aber den Direktlieferservice an die Yacht per Kleintankwagen schätzen gelernt habe.

Eine der letzten Etappen von Marokko in die Südtürkei war die Durchquerung der Kykladen von Athen nach Rhodos. Bei dieser zweiwöchigen Segelreise hat mich ein Bekannter aus dem Emmental begleitet. Obwohl der Herbst schon recht fortgeschritten war, die Tage Ende Oktober also immer kürzer wurden und die Sonne ab und zu den Regenwolken Platz machte, war dieser Törn erlebnisreich und anspruchsvoll zugleich. Anspruchsvoll deshalb, weil tägliche Etmale von 40-50 sm zurück zu legen waren und oft ziemlich starke Windverhältnisse herrschten. Die Meltemi-Wellen sind ja nicht unbekannt: kurz und hoch. Dafür wurden wir durch den landschaftlichen Reiz all der besuchten Inseln mehr als entschädigt und baden konnte man in den Buchten bei 23 Grad Wassertemperatur allemal. Auch der obligate Moped-Ausflug zum Vulkan auf der Insel Nisiros durfte nicht fehlen und war einmal mehr ein ganz besonderes Erlebnis. Ein weiterer Vorteil der Nachsaison Seglerei: all die schönen Buchten kann man alleine für sich geniessen. Man stelle sich vor, ganz allein in der Bucht vom Kloster Panormitis auf Simi – für Segler eigentlich undenkbar.

Zwei eher unerfreuliche Ausfälle technischer Natur sind auf diesem Törn aufgetreten. Einerseits hat das Radargerät seine Tätigkeit mit dem Vermerk „Fehlercode 6“ eingestellt und andererseits, was für mich viel bedeutender war, die Entsalzungsanlage versagte ihren Dienst. Für Charterer ist dies kein Thema, denn auf Charterschiffen gibt es keine Entsalzungsanlagen. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, nach jedem Meerbad zu duschen und Trinkwasser in Hülle und Fülle dabei zu haben, erschrickt man gewaltig, wenn plötzlich Gebrauchswasser gespart und Trinkwasser eingekauft werden muss. Der einzige Wermutstropfen war, dass meine Gästefahrten bis auf einen Törn in der Südtürkei abgeschlossen waren und ich meinen Besuchern im Verlaufe des Jahres den Komfort fast unbeschränkten Süsswassergebrauch bieten konnte.

Anfang November dann verabschiedete ich mich von Griechenland und Rhodos und unternahm den Katzensprung von 20 Seemeilen zu meiner Jahresdestination 2015, nach Marmaris. Die Türkei gehört nicht zur EU und dementsprechend gibt es ein kompliziertes Einklarierungsprozedere. Zudem ist auf Grund der Sprachbarrieren ein Miteinbezug eines Agenten für die Erledigung aller Formalitäten bei den verschiedensten Ämtern Vorschrift. In meinem Fall verkomplizierte sich das Verfahren zusätzlich, da ich länger als 90 Tage in der Türkei verbleiben werde und demensprechend eine zusätzliche Aufenthaltsbewilligung zu beantragen war. Dabei musste ich sogar ein Bankkonto in der Türkei eröffnen.

Seit meiner Ankunft in Marmaris habe ich nicht bereut, die Netsel Marina als Winterliegeplatz ausgewählt zu haben. Die Marina ist sehr gut geführt, ist ausserordentlich sauber und bietet alles was das Herz begehrt: Shopping Mall, Restaurants, Swimmingpool, Sauna und Türkisch Bad, aber auch eine ausgezeichnete yachttechnische Infrastruktur. Unmittelbar an die Marina grenzt die Altstadt Marmaris mit dutzenden von Restaurants und Bars, schönen Parkanlagen, einem beeindruckenden Bazar und vielem mehr. Vor allem aber pulsiert hier das Leben und es hat den ganzen Winter über Gäste und Touristen. Immer noch treffen Kreuzfahrtschiffe ein und überfluten mit ihren Gästen Marmaris für einige Stunden.

Von diesem Angebot profitierte auch meine letzte und vielleicht auch lustigste Segelcrew. Obwohl die Tage Ende November nun wirklich kurz wurden (ab 17.00 Uhr ist es dunkel) hatten wir sehr viel Spass zusammen. Ein (Horror)-Erlebnis hatte ich beim Barbier (Coiffeur). Für 10 Türkische Lira wollte er mir den Bart trimmen. Nach einer halben Stunde habe ich den Salon mit schmerzenden Ohrläppchen, Nasenflügeln und Augenlidern und 110 Türkischen Lira weniger im Portemonnaie verlassen (siehe Foto). Zu guter Letzt wollte er mir noch die Rückenhaare rupfen – dass war dann zu viel und ich habe seinen Foltersessel demonstrativ verlassen. Unsere zweite Törnwoche führte uns in den Golf von Fethyie. Die Inselwelt in der westlichen Göcek Bucht ist Natur pur. Segeln, baden, gut essen, kleine Hügel erklimmen, Sonnenuntergänge fotografieren, gute Gespräche führen und viel, sehr viel Lachen – das ist was das Herz begehrt und was echte Erholung bedeutet. Einen kleinen Anflug von Unmut und Ärger hatten wir dann doch noch und damit komme ich auf meine in Catania erfahrene Lebensweisheit „ziehe Erkenntnis aus Gelerntem und nutze dies für die Zukunft“. Bereits beim Barbier in Marmaris wurde ich ja wegen Nichtpreisabsprache jämmerlich über den Tisch gezogen. Schlimmer erwischte es uns in der „Wall Bay“ beim Abendessen draussen unterm Zelt, vor einer Küchenbaracke, ziemlich zügig und kalt trotz glühender Feuerstelle bei einem einfachen Fischgericht und Wein. Wenn wir den Preis vor dem Essen verhandelt hätten, hätten wir vielleicht 200 Türkische Lira bezahlt – so kostete uns das Essen 500 Türkische Lira! Selber schuld.

Nun ist Anfang Dezember und dringend Bedarf die defekten Geräte wieder in Gang zu setzen und das Schiff für das Trockendock vorzubereiten. Beim GARMIN Radar dürfte die Reparatur kein Problem sein, da in Marmaris eine ganze Armada von Bootsfirmen und Zubehörvertretern zu finden ist. Anders bei der Entsalzungsanlage, bei der es sich um eine wenig bekannte Technologie und vor allem kein Massenprodukt handelt. Zudem ist das Ding 40 Kilogramm schwer und beängstigend eng im doppelten Boden meiner Vorschiffskabine eingebaut. Ein Versand nach Frankreich zur Reparatur stand für mich ausser Frage. Allein die Transportkosten (ohne Aus- und Einbau) wären auf 800 Euro zu stehen gekommen. Mit Hilfe der kompetenten Verkaufsstelle in Duisburg und der technischen Abteilung des Herstellers in Frankreich habe ich per Scype die Fehlersuche begonnen. Dabei wurden mir Baupläne sowie De- und Installationsanweisungen per Mail übermittelt. Nach Tagen lag dann alles frei und das Korpus Delicti wurde in Form eines Schaumgummiringes, welcher aus einem Vorfilter angesaugt wurde und damit diverse Ventile verstopft hatte, gefunden. Zum Glück also kein Maschinenschaden, sondern lediglich eine Reinigungsangelegenheit, die ich selber durchführen konnte. Alles ist nun wieder zusammengebaut, die Anlage läuft perfekt, ich bin glücklich und zufrieden und habe dabei wieder neue technische Kenntnisse erlangt.

Kurz vor dem Nachhause Flug in die Schweiz wird dann mein Schiff per Kran aus dem Wasser gehoben und auf dem Trockendock abgestellt. Dort kann die Rumpfunterseite während zweier Monate austrocknen. Dies ist nützlich gegen die gefürchtete Kunststoffkrankheit „Osmose“. Zudem werde ich im März das Unterwasserschiff mit neuen Antifouling Anstrichen versehen, den Eisenkiel entrosten und wieder mit Epoxi und Antifouling schützen. Diese Behandlung wird dann zwei Jahre ausreichen, bis ich Ende 2016 auf den Kanarischen Inseln die Prozedur für die Atlantiküberquerung wiederholen werde.

Nun beginnt die Törn Planung für das kommende Jahr. Ab Mitte Dezember 2014 steht der Plan zur Einsicht auf meiner Homepage zur Verfügung (nur mit entsprechendem Passwort im Register Törns ersichtlich). Dann, Anfang Januar 2015 geht’s ab in die Schweiz zu meinen Freunden Verwandten und Bekannten. Insbesondere freue ich mich auf meine Tochter Anita mit meinen beiden Enkelkindern Nina und Dario. Ich werde bereits jetzt übersät mit Einladungen von Freunden zum Nachtessen und mein Terminkalender füllt sich bereits. Ich werde aber nicht denselben Fehler wie im Vorjahr begehen und mit 8 kg „angefressenem“ nach Marmaris zurückkehren – ich weiss einfach noch nicht, wie ich das anstellen soll.

 

Ich wünsche Allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in’s 2015.

 

         

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