Logbuch

29.06.2016
17:39

Frühling 2016 - Südtürkei zu den Balearen

Etwas wehmütig habe ich Mitte April die wunderschöne Marina in Marmaris zum letzten Mal verlassen. Es hiess Abschied nehmen von diesem herrlichen Segelrevier, welches ich nun eineinhalb Jahre erkundet habe und es hiess auch Abschied nehmen von neuen Bekanntschaften und Freundschaften die ich hier geschlossen habe.  Die Südtürkei ist für Segler, ob nun für kurze oder längere Aufenthalte, absolut empfehlenswert. Schade, dass die politische Lage nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei Touristen Unsicherheit ausgelöst hat, obwohl man in dieser Region gar nichts von den politischen Veränderungen spüren konnte. Das Ausklarieren ging mit Hilfe meiner Agentin (sowas braucht es für alle amtlichen Handlungen) problemlos.

Da ich die Griechischen Inseln (Kykladen) bereits in den Vorjahren mehrmals besegelt habe, war die Durchquerung der Ägäis zum südlichsten Punkt des Peloponnes ohne längere Aufenthalte geplant. Auf der Insel Symi, lediglich 6 Seemeilen von der Türkischen Küste entfernt, habe ich in den Schengenraum einklariert. Damit war ich wieder in Europa. Diese Prozedur hat - auch wieder mit einem Agenten - einen ganzen Tag gedauert und auch einiges gekostet (140 Euro), wobei mehr als die Hälfte davon dem Agenten zukam. Dafür nutzte ich die Gelegenheit noch einmal eine der schönsten Buchten der Kykladen zu besuchen, die vollkommen geschützte Naturbucht des berühmten Klosters Pandormitis, im Südwesten der Insel Symi. Dort hatte ich eine nette Schweizer Segler Familie kennengelernt die ebenfalls vor Anker lag - mit Einladung zum Nachtessen. Dabei haben die beiden Schweizer Nationalflaggen die zur Zeit noch unberührte Bucht eindeutig dominiert. Die Inseln Astipalaya, Ios und Milos waren die weiteren Etappenziele bis zur Südspitze des Peloponnes. Sehr fotogen und geschichtlich interessant fand ich dort die Felseninsel Monemvasia, mit dem gleichnamigen antiken Städtchen, wo ich einen Starkwindtag in einer nahe gelegenen, geschützten Bucht vor Anker abwettern konnte. Die fast 2‘000 Jahre alte Siedlung am Fels galt durch all die Jahrhunderte als uneinnehmbar. Viele Bauten wurden restauriert und heute ist das Städtchen ein Touristenmagnet. 

Meinen ursprünglichen Plan, das Ionische Meer vom Südpeloponnes zur Südwestküste Siziliens zu durchqueren, habe ich aus Sicherheitsgründen wegen der wieder vermehrt gesichteten Schlepperboote, geändert.  Ich bin dann am westlichen Peloponnes hochgesegelt bis nach Argostolion zur Insel Kefalonia, die am Eingang zum Golf von Korinth liegt. Dies war dann der Ausgangspunkt für die Übersegelung zur Strasse von Messina, bei Sizilien. Durch diesen sicheren Umweg ergab sich dafür ein Besuch des Antiken Olympia, welches von der Hafenstadt Katakolon per Strassenbahn in einem abwechslungsreichen Tagesausflug erreichbar war. 

Die Durchquerung des Ionischen Meeres (270 Seemeilen) war wegen Starkwind recht anstrengend. Zwei Beaufort mehr als vorhergesagt, haben meine Kräfte und Ausdauer ziemlich beansprucht. Dafür  ging es flott voran. Nicht einmal ganz zwei Tage und zwei Nächte hat die Reise gedauert. Selbst für drei Jungmöven, die sich einige Stunden an Deck für den Weiterflug ausgeruht hatten, war die Überquerung scheinbar auch nicht ganz so unanstrengend. Mein Schiff „Anita“ hat sich sehr gut gehalten. Auf die Windmessanlage musste ich in der zweiten Hälfte der Fahrt verzichten, da das Anemometer buchstäblich davon geflogen ist. Dies wird bis zur Montage eines Ersatzes in den Balearen auch so bleiben. Die „scheinbare“ Windrichtung wird aber angezeigt, womit ich glücklicherweise den Autopiloten nach „Windfixierung“ weiterhin benutzen konnte.  

Die Strasse von Messina ist seglerisch eine Herausforderung und trotzdem faszinierend. Einerseits gibt es massenhaft Schiffsverkehr mit Frachtern und Tankern in der Transitrichtung und andererseits sind da Dutzende von Fähren, die Sizilien mit dem Festland verkehrstechnisch verbinden. Ob dies nicht schon Anforderung genug wäre, kommt noch eine Strömung bis zu 3 Knoten (Richtung und Stärke je nach Tageszeit) hinzu. Ein Erlebnis sondergleichen!

Gemäss Törnplan 2016 war für die Überquerung des Thyrrenischen Meeres von Palermo nach Cagliari auf Sardinien eine Mitseglerin angemeldet, die aber aus gesundheitlichen Gründen leider absagen musste. Somit war ich terminlich frei und konnte meine weiteren Abenteuer zeitlich selber bestimmen. Die Äolischen Inseln hatten mir vor zwei Jahren so gut gefallen, dass sich ein Abstecher zu diesen Vulkaninseln ohne grossen Umweg geradezu aufgedrängt hat. Es wurden viele Erinnerungen wach an die verschiedenen Törns vor zwei Jahren mit Freunden und Bekannten. Allerdings war es Anfang Mai auch in diesen südlichen Gefilden noch recht kühl.  Mitte Mai, höchste Zeit sich auf den Sprung von Sizilien nach Sardinien aufzumachen. Um den westlichsten Zipfel von Sizilien zu erreichen ging es über Céfalu, und Palermo zum Capo „San Vito“. Nach Wind- und Wettervorhersage sollte es eine ruhige und erholsame Überfahrt mit rund 170 Seemeilen werden. Diesmal war es auch so. Ein herrliches Sonntagssegeln bei Tag und beinahe Vollmond bei Nacht. Längere Zeit wurde ich auch wieder von einer Delphin Gruppe begleitet, die sich meinen Bug als Spielgenosse ausgesucht hatten. Einige Delphine trugen etwa 50 cm lange Fische an ihren Körpern. Nach Auskunft von Ocean Care handelte es sich dabei um so genannte Schiffshalter, die sich an den Delphinen festgesaugt haben. Es handelt sich dabei um makrelenartige Fische, die mit einer Saugplatte am Mund versehen sind und sich so an grösseren Tieren festhaften und mitreisen können. Sie scheinen keinen Schaden beim "Wirt" anzurichten und befreien ihn sogar von Parasiten. Bei den letzten 30 Seemeilen vor Cagliari wurde mir der Wind versagt und der „Gockel“ wie die Norddeutschen Segler den Schiffsmotor nennen, musste 5 volle Stunden hart arbeiten. Mit einem Vorteil, die Batterien voll und die Frischwassertanks über die Entsalzungsanlage bis zum Rand gefüllt! 

Südsardinien war eine neue Erfahrung für mich. Die vielen kleineren und grösseren Buchten mit weissen, unberührten Sandstränden waren bezaubernd. Allerdings dürften die Strände und Buchten während der Hochsaison von Badegästen und Ankerliegenden Yachten gut, bis sehr gut belegt sein.  Carloforte, die südwestlichste Kleininsel von Sardinien, war für mich Vorbereitungs-Destination für die Übersegelung zu den Balearen. Ein ganz hübsches Städtchen mit engen Gassen, hübschen Häusern und vielen kleinen Restaurants und Bars. In der Marina Sifredi konnte ich „Anita“ endlich wieder einmal eine Süsswasserreinigung gönnen und auch jeglichen Flugrost mit Politur von sämtlichen Edelstahlteilen (meinem Tafelsilber) entfernen.

Ende Mai hiess es dann Leinen los für die letzte Etappe zu meinem Zwischenziel Balearen. Ziemlich genau zwei Tage und zwei Nächte dauerte die Fahrt mit unterschiedlichen Windstärken - und Richtungen bis ich in Mahon, der Hauptstadt von Menorca vor Anker ging. Schön, wieder einmal in den Balearen zu weilen, die Spanische Mentalität, das gute Essen und den köstlichen Rioja zu geniessen. Geplant ist nun noch eine Umrundung Mallorcas und ein Gästetörn mitz Freunden, bis ich dann Anfang Juli das Schiff für einige Tage in der Marina Club de Mar in Palma festmachen werde und eine Woche in die Schweiz zu Familie und Freunden reisen werde.

 

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