Logbuch

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09.12.2013
22:33

Adventszeit in Melilla

Weihnachten naht und in ein paar Tagen geht es nun für etwa zwei Monate in die Schweiz. Der Besuch vieler Verwandten, Bekannten und Freunden steht an, vor allem freue ich mich auf meine Tochter Anita und meine kleine Enkelin Nina. Und wenn ich schon zur Vorweihnachtszeit in diesem zollfrei Einkaufsparadies bin, werde ich sicher noch das eine oder andere Geschenk einkaufen. Auch wenn ich auf dem afrikanischen Kontinent bin und die Temperaturen nicht eben winterlich sind, in Sachen Weihnachtsbeleuchtung steht Melilla keiner Europäischen Stadt hinten nach. Die Edelkastanien sind einfach ein Drittel so teuer wie in der Schweiz und vom Glockenturm ertönt alle Stunden statt des üblichen Big-Ben Glockenschlags das Weihnachtslied „Oh du Fröhliche“. Daran stört sich weder der Muezzin in der Moschee noch die muslimische Bevölkerung, welche doch immerhin mehr als einen Drittel der Stadtbevölkerung ausmacht. Dies ist übrigens die bemerkenswerteste Erfahrung, die ich hier in Melilla machen durfte. Christen und Muslime leben hier in Eintracht miteinander. Es ist zwar ein Sprachengewirr von arabisch, spanisch und französisch und entsprechend abwechslungsreich ist auch die Stadtbekleidung, wo man sich in Schale mit Krawatte, sportlich legèr, Kaftan, Minirock bis hin zu Komplettverschleierung bewegt. Die spanische Polizei ist zwar zu jeder Zeit omnipräsent, dies hat aber vorwiegend mit der berüchtigten EU-Aussengrenze zu tun.      

In den vergangenen Tagen hat mich bereits die Planung für das Jahr 2014 beschäftigt. Es wird nicht so einfach sein wie in den Balearen, denn immerhin starte ich im Frühling hier in Melilla und möchte im Spätherbst die Südtürkei erreichen. Dazwischen liegen wunderbare Inseln, Küsten und Segelreviere. Ich freue mich natürlich wieder auf viele Besuche von Freunden Bekannten und Verwandten. Für alle, die Zugriff auf den Törnplan meiner Homepage haben, dürfte der neue Plan 2014 bis spätestens 22. Dezember aufgeschaltet sein. Allen lieben Menschen, die mich dieses Jahr eine kurze Zeit begleitet haben oder die mit mir in Kontakt stehen, wünsche ich eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Viele Grüsse aus dem Paradies, Beat      

 

 

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09.12.2013
00:17

Übersegelung nach Melilla

Auf, zum Winterhafen nach Melilla 

Ende Oktober, höchste Zeit also wie die Vögel nach Süden zu ziehen, wo es im Winter milder und wärmer ist. Mehrere Gründe haben mich bewogen Melilla als Winterplatz für „Anita“ auszuwählen.

  • Melilla ist die südlichste Stadt Europas (eine Enklave von Spanien) an der marokkanischen Mittelmeerküste gelegen. Je südlicher, je wärmer, desto besser!
  • Melilla ist eine multikulturelle Stadt mit pulsierendem Leben. Der Hafen Puerto Noray liegt im Zentrum der Stadt. Ich habe mir verschiedene Marina-Ressorts im Sommer angesehen und mir vorgestellt, wie diese Touristenhochburgen während der Winterzeit fast menschenleer, mit geschlossenen Geschäften und Restaurants, sich auf die Moral der wenigen Zurückgebliebenen auswirken müssten. Nein danke, ich möchte ohne wöchentlichen Psychiater Besuch den Winter überleben können.
  • Melilla ist als Enklave ein Zollfreigebiet, entsprechend günstig sind hier die Lebenskosten. Kostet ein Winterliegeplatz in den Balearen für ein 40 Fuss Schiff 6‘000 Euro, so sind es hier in Melilla gerade Mal 1‘200 (inkl. Strom, Wasser und Internet).
  • Melilla hat gute Verbindungen zum europäischen Festland. So fahren täglich zwei Fähren nach Almeria und Malaga (Fahrzeit ca. 7 Stunden). Zum Stadteigenen Flughafen benötige ich 10 Minuten mit dem Taxi und bin gleichentags via Madrid – Zürich, zu Hause im Bündnerland.

Da ich die gleiche Reise bereits im Frühling, jedoch im Eiltempo in drei Tagen zurückgelegt habe, wollte ich mir diesmal etwas mehr Zeit nehmen und einige Häfen am spanischen Festland anlaufen. Die Herausforderung war diesmal jedoch, dass ich bis Almeria alleine unterwegs sein würde und damit die Schlafperioden in die Fahrtenplanung mit einbeziehen musste. Die einzelnen Etappen durften demnach nicht mehr als etwa 16 Stunden betragen und die Ankunft am jeweiligen Zielhafen sollte aus Sicherheitsgründen immer bei Tageslicht erfolgen. 16 Stunden multipliziert mit durchschnittlich 5 Knoten ergeben Tagesetmale von 80 Seemeilen. Diese 80 Tagesmeilen habe ich meiner Etappenplanung zu Grunde gelegt und auf der Karte abgesteckt. Start in Andratx auf Mallorca nach Ibiza/Formentera, dann ans spanische Festland nach Altea, weiter dann zum Mar Menor und Cartagena, darauf folgend nach Garrucha und weiter in die Cala Genovése beim Cabo Gato um dann nach Almeria zu gelangen. In Almeria ist dann mein Seglerfreund Javier zugestiegen und hat mit mir zusammen den Golf von Alboran nach Melilla überquert.

Wenn man im Spätherbst und Winter unterwegs ist muss man berücksichtigen, dass die Tage kurz, sehr kurz sind. Ist es im Sommer 16 Stunden hell, sind es im Spätherbst 10 bis 11 Stunden. So bin ich manchmal um Mitternacht ausgelaufen, damit ich bei Tageslicht meine 80 sm Etappenziele erreichen konnte. Das war eine interessante, neue Erfahrung. Trotz AIS- und Radarwarnsystem ist in Küstennähe nicht an Schlaf zu denken auch nicht an den berühmten 20-Minutenschlaf. Entlang der spanischen Küste herrscht ausserhalb der Küstenlinie ein reger Schiffsverkehr der Grossschifffahrt von und nach Gibraltar und in Küstennähe wimmelt es nur so von Fischereifahrzeugen. Die sind dann eklig, die haben kein System und fahren kreuz und quer – hin und zurück. Natürlich, die gehen ihrer Arbeit nach und ich esse auch gerne Fische - trotzdem Fischereifahrzeuge sind wirklich unberechenbar und besonders nachts gönnen sie dem armen Skipper keine Ruhe.

In jedem Hafen habe ich dann zwei oder drei Tage verweilt um die jeweilige Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten etwas näher kennen zu lernen. Damit konnte ich mich auch immer wieder von den zurückgelegten Etappen erholen und hatte insgesamt keinen Stress – denn kein Stress ist läss.

Altea hat mir sehr gut gefallen und auch Cartagena ist wirklich sehenswert. Dort lohnt sich auch ein Besuch des Seefahrtmuseums. Was mich immer wieder beeindruckt hat, sind die vielen Kunstmonumente die in spanischen Städten öffentlich auf- und ausgestellt sind. Überall ist auch Wasser im Spiel. Herrliche Springbrunnen, nachts dann auch beleuchtet, zieren die meisten Parks. Wie auch in Mallorca sind die Menschen in den Küstenstädten überaus freundlich und hilfsbereit.

Die Übersegelung von Almeria nach Melilla war dann eher etwas ruppig. Aus den für den 8. November angesagten 15-20 Knoten Wind wurden dann bald einmal 25-30 Knoten. Der Wind ist ja das Eine, der Seegang das Andere und da hat der Golf von Alboran einiges zu bieten. Javier mein Mitsegler und Kenner der Region hat mir bestätigt – der Golf von Alboran ist hinsichtlich Wellen etwas chaotisch und unberechenbar. Nicht, dass diese extrem hoch waren, aber die Richtung – wie die Fischer, von allen Seiten kommend! Wir sind zwar sehr schnell vorangekommen und haben für die 100 Seemeilen nur gut 14 Stunden gebraucht, aber wir waren auch ziemlich durchgerüttelt und durchnässt.

Nun liegt also „Anita“ nach ihrer ersten Segelsaison in Melilla, ihrem Winterhafen. Die Yacht ist mir im Laufe des Jahres sehr ans Herz gewachsen. Sie hat mir viel Freude bereitet und ich habe meinen Schritt in die Seglerpension zu keinem Zeitpunkt bereut. Nicht ohne Grund habe ich nun einige Wochen hier im sicheren Hafen von Melilla verbracht. Einerseits wollte ich die Stadt, Ihre Menschen und deren kulinarische Gewohnheiten kennen lernen andererseits aber auch beobachten, wie sich meine Yacht bei Starkwind oder Sturm im Hafen verhält, denn nicht immer ist der Hafen der sicherste Ort. Hier an der Mittelmeerküste und nahe der Strasse von Gibraltar fegen im Winter manchmal sehr starke Winde von West nach Ost und umgekehrt. Einen Weststurm mit gegen 40 Knoten habe ich bereits erlebt. Das Schiff hat sich gut gehalten, nicht so mein Faltfahrrad. Als ich dieses nach der Sturmnacht vermisst habe, war mir schnell klar, dass dabei kein Diebstahl vorliegen würde, sondern dass mein Bike vom Sturm über den Steg zum Meeresgrund befördert wurde. So war es dann auch. Nach Inbetriebnahme meines genialen Tauchgerätes „Freediver“ habe ich mein Fahrrad dann wieder an die Luft gesetzt. Natürlich nicht ohne gründliche Reinigung mit Süsswasser und WD40. Die Ausgaben für mein Tauchgerät haben sich übrigens bereits bezahlt gemacht. Hier die Artikelliste der sich lohnenden Tauchgänge während der Saison: Fahrrad, Badeleiter, Teleskopbootshaken, Teleskopschrupper, Achterreeling und ein Bikinioberteil(!).

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07.12.2013
12:15

Rückblick Sommer 2013

Rückblick auf die erste Segelsaison mit „Anita“

Heute ist der 7. Dezember und deshalb möchte ich grad vorweg meiner ersten Enkelin Nina zu ihrem zweiten Geburtstag gratulieren. Ich freue mich heute Mittag mit ihr zu „skypen“.

Nun also ein Rückblick auf meinen Sommer in den Balearen, der tatsächlich bis Ende Oktober gedauert hat mit Temperaturen am 31.10.2013: Wasser 23°, Tagestemperatur 27°. Ich habe mir bereits zu Saisonbeginn vorgenommen, über meine Törns mit Freunden, Bekannten und Verwandten keine Logbucheinträge und Bilder ins Netz zu stellen. Alle 14 durchgeführten Ein- oder Zweiwochentörns waren herrliche und bereichernde persönliche Erlebnisse, deren Erinnerung ich nur mit den jeweiligen Crews teilen möchte. Dass es auch den Gästen gefallen hat, lässt sich im Gästebuch der „Anita“ unterhaltsam nachlesen. Darin ist übrigens auch der Skipper nicht allzu schlecht davon gekommen. U.a. schreibt ein jüngeres Crewmitglied „…es waren herrliche 7 Tage mit dem geilsten Skipper, den man sich vorstellen kann“(!).

Da ich während dieser Saison viele Häfen und Buchten zum Teil mehrmals besucht habe, beschreibe ich gerne einige der für mich lohnenswertesten Ziele, wobei ich nicht auf Tagesankerplatze eingehe, davon gibt es in den Balearen Hunderte. Grundsätzlich ist zu bemerken, dass während der Hauptsaison vermehrt Buchten mit Bojen belegt waren. Anfänglich war ich etwas Enttäuscht über diese Entwicklung musste aber mit fotschreitender Saison eingestehen, dass diese Bojenfelder für die Armada von Privat- und Charteryachten im Sommer ein Segen sind. Mit Bojenfelder lassen sich bis zu drei Mal mehr Schiffe in einer Bucht unterbringen als in einer vergleichbaren Ankerbucht. Die 25-30 Euro Liegegebühren, aufgeteilt auf eine Crew, sind dabei beinahe zu vernachlässigen. Kommt hinzu, dass man davon ausgehen kann, dass die Bojen sicher halten und auch dem Skipper eine traumreiche Nacht bescheren. Ankerbuchten können nämlich während der Chartersaision zum Alptraum werden, wenn bei einsetzenden Nacht-Fallböen slippende Yachten mit aufgeregten Crews an einem vorbeiziehen (zweimal erlebt in Soller). Das ist dann kein "Hafenkino", das ist reiner Horror.

Da „Anita“ mit einer Entsalzungsanlage und genügend Strom (Solaranlage / Windgenerator) ausgerüstet ist, haben wir zu etwa 80% vor Anker oder in Bojenfleder gelegen. In der Hochsaison wurde dies aus mehreren Gründen von Skipper und Gästen gleichermassen geschätzt.

  • Ein Sprung, und man ist im kühlen Wasser (was in den meisten Häfen nicht wirklich empfehlenswert ist).
  • Man liegt etwas auf Distanz zum Nachbarn und hat immer Überblick und Aussicht.
  • Nachts reicht die leicht kühlende Brise meistens nicht bis in den Hafen.
  • Und zu guter Letzt wird die Bordkasse massiv geschont. Mit dem Ersparten lässt sich dann oft ein feines Nachtessen an Land finanzieren.

Für mich ist die Tatsache erstaunlich, dass trotz 50 Jahren Balearentourismus die Gastronomiepreise verhältnismässig human sind - insbesondere für uns Schweizer. Ein „ Menu del dia“ kostet als 3-Gänger in der Hochsaison gerade einmal 15 – 22 Euro. Zum gleichen Preis erhält man ein ausgezeichnetes Rindsfilet. Dazu gibt es oft noch einen Aperitif und zum Verdauen einen Limoncello oder ähnliches. Hinzu kommt eine ausgesprochen freundliche und zuvorkommende Bedienung. Vielleicht noch ein Getränketipp. Wenn in der Schweiz der sogenannte „Hauswein“ eher zweiter Qualität ist, dann trifft dies für den „vino de la casa“ absolut nicht zu. Meistens ist es ein ausgezeichneter Rioja mit einem sehr guten Preis/-Leistungsverhältnis.      

Nun dann, hier einige lohnende Ziele, die mir in besonders guter Erinnerung bleiben werden.

Cabrera liegt etwa 30 sm östlich von Palma de Mallorca. Eine kleine Inselgruppe (Naturschutzgebiet) mit einer traumhaften geschützten Bucht auf der Hauptinsel. Hier kann man baden und schnorcheln, wandern, die Burg oder den Leuchtturm (einer der ältesten im Mittelmeer) besichtigen oder in der kleinen Taverne bei einem kühlen Serveza feine Tapaz geniessen. Die Bucht ist mit rund 40 Bojen bestückt, die man allerdings im Voraus und ausschliesslich per Internet, reservieren muss. Hier der Link zum Reservationssystem (Accessos directes Reserves). Auf Grund des hohen Andrangs, können die Bojen in der Hauptsaison lediglich für eine einzelne Nacht reserviert werden.  

An der Nordostküste von Mallorca gibt es sehr viele Tagesbuchten, aber auch Häfen und Buchten, die sich für eine sichere Übernachtung eignen.

Porto Pedro liegt etwa 20 sm nordöstlich von Cabrera. Es ist eine wunderschöne mit Pinien umsäumte Naturbucht mit einem hübschen kleinen gleichnamigen Ort und einigen ausgezeichneten Restaurants an der Wasserpromenade. Hier kann man wählen, ob man im Hafen liegen möchte oder im unmittelbar gegenüberliegenden Bojenfeld. Ein grosszügiger zentraler Dinghy-Steg erlaubt ein schnelles und unkompliziertes Übersetzen. Einkaufsmöglichkeiten (meistens SPAR) gibt es übrigens in allen grösseren und kleineren Ortschaften.

Porto Cristo ist nur etwa 15 sm in nordöstlicher Richtung von Porto Pedro entfernt. Die kurzen Distanzen sind ideal. Dadurch kann man gemütlich frühstücken, etwa um 10.30 Uhr auslaufen, eine nahe gelegene Mittagsbucht aufsuchen (baden, schnorcheln, Siesta) und ist dann trotzdem am späteren Nachmittag rechtzeitig am Zielort. Häfen sollte man in der Hochsaison frühzeitig anlaufen, um nicht wegen „todo completo“ abgewiesen zu werden. In Porto Cristo gibt es zwei Häfen, die Marina und den öffentlichen Stadthafen, weshalb man hier eigentlich immer einen Platz findet. Der Stadthafen bietet zwar nicht die gleich gute Infrastruktur wie die Marina, liegt dafür aber ideal im Zentrum des Geschehens und hat einen eigenen Charme. Auch wenn Porto Cristo eher touristisch geprägt ist, lohnt sich ein Besuch wegen der ganz speziellen Lage. Zudem muss man ja irgendwann einmal Ansichtskarten und Souvenirs einkaufen. Porto Cristo ist zudem bekannt wegen der sehenswerten Höhlen „huevas del harms“ oder „ huevas del drach“. Ebenfalls touristisch mit Multimedia, “sound+ light“, aber trotzdem wirklich sehenswert. Zwei Stunden muss man für den Besuch (inkl. Busfahrt) dafür einrechnen und kann also ohne weiteres am selben Tag noch ein weiteres Etappenziel ansteuern.

Alcudia und Pollenca sind zwei Städtchen im Norden von Mallorca mit guten Einkaufsmöglichkeiten und touristischen Angeboten. Wegen der flachen kilometerlangen Sändstrände ist diese Region ein Skyte-Paradies. Beide Ortschaften bieten die Möglichkeit im Hafen zu verweilen oder aber in unmittelbarer Umgebung zu ankern. Ausser gegen Nordost liegt man hier überall sehr geschützt. Landschaftlich ist diese Gegend sehr reizvoll, mit Blick von den flachen Sandständen ins Hinterland und den ansteigenden Hügeln bis hinauf in die Berglandschaft der Nordwestküste mit dem höchsten Berg Mallorcas, dem Puig Mayor (1445 m). Bevor man das Kap Formentor rundet, sollte man unbedingt einen Tag, respektive eine Nacht in der gleichnamigen Bucht Cala Formentor verbringen. Sie ist landschaftlich reizvoll und sehr windgeschützt. Auch hier sind im Sommer Bojen ausgebracht. Im Scheitel der Bucht gibt es ein kleines Tagesrestaurant mit richtigem Kolbencafé und köstlichem Eis.

Porto Soller ist der einzige sichere Hafen an der Nordwestküste von Mallorca. Wer also die Insel rundet, wird in Soller Halt machen. Es lohnt sich auch, denn diese grosse Naturbucht ist nebst der windgeschützten Lage auch landschaftlich sehr reizvoll. Auch in Porto Soller hat man die Wahl zwischen Hafen oder Ankerbucht. Hier sollte man eigentlich zwei Nächte verbringen, damit man einen Halbtagesausflug mit dem „Orangen-Bähnli“, welches seit einhundert Jahren Porto Soller und Soller miteinander verbindet, geniessen kann. Tatsächlich fährt man rund 20 Minuten durch dieses fruchtbare Tal mitten durch Orangen, Zitronen und Olivenhaine. Das Städtchen Soller, welches etwas erhöht im Hinterland liegt, ist sehr reizvoll wegen der hübschen schmalen Gassen, der abwechslungsreichen Architektur der Häuser mit den kühlen Innengärten, den vielen kleinen Restaurants und den einladenden kleinen Geschäften wo nicht nur Touristen sondern auch Einheimische einkaufen.

Andratx liegt an der Südküste Mallorcas. Auch an diesem Küstenabschnitt gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten geschützt zu liegen, aber diese langgestreckte hübsche Bucht mit den sanften Hügeln und den Villen, den unzähligen Restaurants an der Wasserfront und dem grossen Angebot an Liegeplätzen (Hafen und Bojenfeld) haben mich fast jedes Mal bewogen hier anzulanden. Empfehlenswert ist das Restaurant „Roma“ mit der spanischen Fischspezialität „Dorade en sal“. Hier zu sitzen und zu speisen, direkt an der Wasserfront mit Blick auf das eigene Schiff und den dahinterliegenden Sonnenuntergang ist schon fast paradiesisch. Dieses Bild dürfte sich in jeder Kamera oder dem Handy meiner Crewmitglieder irgendwo wiederfinden. Andratx eignet sich übrigens auch sehr gut als Ausgangsort für die Überfahrt nach Ibiza.

Eine Umsegelung Mallorcas ist in einer Woche machbar, wahrscheinlich allerdings unter Miteinbezug des Schiffsdiesels, denn nicht immer dürfte die Windrichtung optimal sein. Wenn man zwei Wochen zur Verfügung hat, ist „rund Mallorca“ absolut ideal und empfehlenswert.           

  

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23.06.2013
16:19

Überfahrt nach Marokko

Meine Pläne, monatlich mein Logbuch zu aktualisieren, haben sich bereits zerschlagen. Zwei Monate sind seit meinem letzten Eintrag vergangen. Zeit also, für einen Rückblick auf eine abwechslungsreiche und interessante Phase meines Projektes. Immerhin hatte ich die ersten Gäste auf meiner Yacht und zweitens habe ich „Anita“ auf einem Langstreckentörn von Palma de Mallorca nach Marokko und zurück auf Herz und Nieren getestet. Grad vorweg; „Anita“ ist der Hit!

Nun aber eines nach dem andern. Im Anschluss an die Schiffstaufe standen einige Tests der zusätzlich eingebauten Geräte und Installationen an. Bei der Vielzahl all dieses zum Teil komplizierten und komplexen Zubehörs war anzunehmen, dass nicht alles auf Anhieb so funktionierte, wie es sollte. In der Zwischenzeit weiss ich auch, dass fast jedes Gerät, auch wenn es nicht nach Computer aussieht, irgendwo einen kleinen Chip beinhaltet, der wahrscheinlich nur dazu da ist, Nichtcomputerfreaks masslos zu ärgern. Erstaunt und erfreut war ich dann aber auch, wie engagiert und kompetent einzelne Lieferanten an die Problemlösung herangegangen sind. Dabei bedanke ich mich bei Georg Seifert vom Shipshop in Duisburg und Michael Wnuk von Lunatronik für ihre grossartige Unterstützung. Bei dieser Hilfeleistung habe ich eine wunderbare neue Software mit dem Namen „Teamviewer“ kennengelernt. Man stelle sich vor, da sitzt der Spezialist von Lunatronik (W-Lan Antenne) in Tobago, der Lieferant des Satellitentelefons in Duisburg und der Hersteller dieses Gerätes irgendwo in England und alle „guseln“ auf meinem Computer in Palma de Mallorca rum, dass ich nur schon Mühe habe, mit meinen Augen dem Cursor auf meinem Bildschirm zu folgen. Da werden Netzwerkeinstellungen vorgenommen, Software via Internet installiert, Treiber heruntergeladen, usw., usw. – schon eine tolle Sache. Lernen kann man dabei gar nichts, denn es geht alles so schnell. Wichtig ist, dass am Schluss alles funktioniert.

Folgende Geräte wurden unbürokratisch in Garantie ausgetauscht:

Lunatronic                    Sende- und Empfangseinheit der Antenne

Swi-Tec                        Regler des Hydro Chargers und der Solaranlage

SLC Aquabase             Druckmanometer der Entsalzungsanlage

Nicht wirklich kundenfreundlich war das Reklamationsmarketing von HONDA betreffend meines Beibootes, welches vom ersten Tag an undicht war. Zuerst musste ich mühsam das Leck suchen (es war ja kein Loch, sondern lediglich ein langsamer Druckverlust). Dann musste ich einen Film erstellen um HONDA zu beweisen, dass das Boot wirklich leckt. Dann kam das Angebot eines Austausches, allerdings ohne Kostenübernahme des Transportes von geschätzten 350 Euro. 20% des Neuwertes in den Transport zu stecken und drei oder vier Wochen ohne Beiboot zu sein war mir nicht sympathisch, womit ich meinem Beiboot einen „Flick“ für 3 Euro verpasst habe. Ich nehme an, HONDA hat damit gerechnet oder darauf gehofft.

Mitte April stand ein weiterer Test bevor: Wie gastfreundlich ist „Anita“ wirklich? Der erste Besuch einer vierköpfigen Familie aus der Schweiz für einen Wochentörn sollte diese Frage klären. „Anita“ oder vielleicht auch die Familie aus Rothenbrunnen haben den Test bestens bestanden. Trotz eher unfreundlichen Wetters und eher zu viel Wind haben wir eine unvergessliche Segelwoche zusammen erlebt, sodass zwei Wochen nach Törnende bereits eine Anfrage für einen weiteren Törn im Herbst eingetroffen ist.

Ende April begann dann das erste grosse Abenteuer mit dem Langstreckentörn nach Marokko. Für diesen Törn habe ich mir von BAVARIA Spain einen Profisegler aus Spanien als Mitsegler vermitteln lassen. Einerseits wollte ich nicht 70 oder 80 Stunden ohne Schlaf auskommen (in dieser Mittelmeerregion ist wegen des hohen Schiffsaufkommens eine ständige Ruderwache absolut zwingend) und andererseits wollte ich die Segeleigenschaften und das Rigg meiner neuen Yacht durch einen Profi-Regattasegler testen und optimal trimmen lassen. Dass dieser Mitsegler auch noch ein ausgezeichneter Koch ist (ausgezeichnet als bester Koch der ARC Atlantik-Regatta 2012), wusste ich nicht, schätzte ich aber über alle Massen. Die knapp 1‘000 Seemeilen haben dann gezeigt, dass „Anita“ für noch viel grössere Strecken fähig und bereit ist. Die Reise ging via Ibiza, dem spanischen Festland entlang und immer weiter südlich. Profitiert von den Ortskenntnissen meines Mitseglers Javier Perez habe ich in einer brenzligen Situation, als ein Fischertau unsere Antriebsschraube blockiert hatte und wir bei Starkwind einen geeigneten Hafen suchen mussten um ohne Motor, unter Segel, sicher und unfallfrei einlaufen zu können um den Schaden beheben zu lassen. Ein paar Telefonate von Javier genügten und schon standen beim Einlaufen in den Hafen von Garrucha fünf Helfer und ein Taucher am Anlegequai bereit. In kurzer Zeit hat der Taucher dann meine Antriebsschraube von den Resten eines Fischernetzes befreit (siehe Abbildung).

Weiter ging dann die Reise über den Golf von Alboran nach SAIDIA in Marokko. Ein aussergewöhnliches Erlebnis ist es, nachts durch diese Meerenge nahe von Gibraltar zu segeln. Der Schiffverkehr von West nach Ost und umgekehrt ist dermassen gross, dass man sich wie auf einer Autobahn vorkommt, die man zu Fuss überqueren möchte. Es ist ein Verkehrstrennungsgebiet für die grossen Frachtschiffe und Tanker, welches die Sportschifffahrt rechtwinklig so rasch wie möglich zu durchqueren hat. Zum Glück ist „Anita“ mit AIS (Automatic Identification System) ausgerüstet, welches die Berufsschiffe auf dem eigenen Kartenplotter als grüne oder rote Dreiecke mit Kursverlauf anzeigt, je nachdem ob diese allenfalls eine Kollisionsgefahr darstellen oder nicht. Bis zu vierzig (!) Grossschiffe hat das AIS-Gerät zeitweise angezeigt, welche unseren Kurs kreuzen (siehe Bild). Das ist vor allem nachts beeindruckend, wenn man am Ruder steht und mitten auf dem Meer ein Lichtermeer von Positionslampen vorbeizieht und bei Annäherung Silhouetten von Riesentankern und Containerschiffen sichtbar werden. In Marokko herrschten bereits sommerliche Temperaturen, auch in der spanischen Enklave „Melilla“, einer quirligen Stadt, die ebenfalls auf dem Nordafrikanischen Kontinent liegt. Melilla könnte allenfalls ein Winterquartier für „Anita“ werden. Die Stadt hat wunderschöne Parks und Prunkbauten, eine wunderschöne Altstadt mit afrikanischem Flair und freundliche Menschen verschiedenster Nationalitäten. Auch der Club Nautic mit Swimmingpool, Squashplätzen, Fitnesscenter und Restaurant ist nicht ohne. In der afrikanischen Küstennähe gibt es relativ wenig Schiffsverkehr weshalb wir immer wieder von Delphinen begleitet werden, die unseren Schiffsrumpf als Spielkollegen betrachten und geschmeidig und schnell den Bug kreuzen und elegante Sprünge vorführen. Dieses Schauspiel wird nie langweilig auch wenn die Tiere uns manchmal 20 Minuten und länger begleiten. Auf der Rückreise zu den Balearen stand noch ein Besuch der Marina Almerimar am spanischen Festland auf dem Programm, denn auch dieser Hafen wäre für eine Überwinterung bestens geeignet. 

Mitte Mai war ich dann rechtzeitig nach Palma zurückgekehrt um den nächsten Gast rund um Mallorca zu führen. Ein langjähriger Arbeitskollege, der noch nie auf einem Segelschiff war und sich grad mal 14 Tage Segelurlaub zugetraut hat. Nach zwei Tagen Stutgeron (Medikament gegen Seekrankheit) war er absolut seegängig. Meine autarke „Anita“ ist mit Entsalzungsanlage und Solar/Windgenerator 14 Tage ohne externen Strom und Wasser ausgekommen und wir hatten mit beiden Elementen absolut nicht gespart. Nicht verzichtet hatten wir allerdings auf gutes und reichhaltiges Auswärtsessen. Auch sonst hatten wir ziemlich gefeiert, sodass ich mir nun eine ganze Woche Alkoholverbot verschrieben habe.

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04.04.2013
09:27

Do, 04.04.2013

Aufgrund einiger lustiger Mails, die ich erhalten habe, muss ich eine Erklärung zu meinem Holzbein, welches auf einem der Bilder zu sehen ist, abgeben. Ein Piratenbein ist es definitiv nicht – da würde ja noch die Augenbinde fehlen. Auch bin ich nicht ein „Skywalker“, der von Obiwan schon die halbe Ausrüstung bekommen hat. Es ist schlicht und einfach ein orthopädischer Schuh, der meine angerissene Achillessehne während sechs Wochen wieder zur Heilung bringen soll. Nein, es war kein Schiffsunfall und es sind auch keine Altersgebrechen.

Das kam so: kurz vor der definitiven Abreise aus der Schweiz gab’s nochmals einen Abschiedsbesuch bei meiner Tochter. Und weil Nina, meine gut einjährige Enkeltochter so gerne Musik hört und dazu tanzt habe ich Ihr bei entsprechender Musik einen Indianertanz vorgeführt und zwar mit vollem Körpereinsatz – ausser Rauchzeichen war alles dabei. Nina hat das wahnsinnig lustig gefunden, meine Achillessehne dagegen gar nicht. Leider wollte auch nach einer Woche weder Schmerz noch Schwellung zurückgehen und ich musste mich in ärztliche Behandlung begeben. Ultraschall und Computertomographie mit Diagnose Achillessehne angerissen. Dazu zwei Möglichkeiten, operieren oder Fuss mindesten 6 Wochen ruhigstellen. Nur noch zwei Wochen und ich bin von dieser Fussfessel befreit. Die Sache hat aber doch was Gutes – ich bin bei einer sehr hübschen Physiotherapeutin in Behandlung!        

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